So sieht es wirklich aus, wenn Mama krank ist und die Kinder auch. Ein Einblick ins Großfamilienleben zwischen Taschentüchern und Nasenspray
Life,  Gedankenwelt

Als Mama krank sein und andere Märchen

Gestern ist es passiert. Ich hatte eine unschöne und laute Auseinandersetzung mit unserer Eckbank. Das Ergebnis? Ein ziemlich dicker, in Regenbogen schimmernder Zeh, der mich regelmäßig aufjaulen lässt, wenn ich ihn unbedacht bewege. Wenn das alles wäre, wäre ich ja schon zufrieden. Aber Pustekuchen. Kaum ist der Herbst da, fliegen die typischen (also abgesehen von der Pandemie) Viren und Bakterien an und finden, ich gebe ein tolles Zuhause ab. Mama krank.

Seit ein paar Tagen ist der Keks ziemlich fies erkältet, inklusive immer wieder Fieber und dichter Nase. Er röchelt also fürchterlich, sobald er nicht komplett senkrecht ist und ist dementsprechend nachtaktiv. Tagsüber ist er dann gerädert und einfach durch den Wind. Kein Wunder, wenn man trotz Nasensauger und Nasentropfen kaum sinnvoll Luft durch die Nase kriegt. Vor allem nicht, wenn man nachts doch noch ab und an die Flasche braucht.

Heute früh dann hing der Frosch ziemlich in den Seilen, klagte über Halsschmerzen, schniefte und ließ sich im Anschluss in meinem Schlafzimmer das Ganze nochmal durch den Kopf gehen. Momentan sitzt er auf dem Sofa, knabbert Salzbrezeln und Rosmarincracker und sagt, es geht ihm schon wieder gut. Auch, wenn er wie eine alte Lokomotive vor der letzten Fahrt klingt. Treu an seiner Seite: Mister Kotzi, unser Eimer für derartige Notfälle.

Der Zwerg sagte beim Frühstück irgendwas von Kopfschmerzen und Bauchschmerzen, wollte sich aber von der Schule nicht abbringen lassen, da diese Symptome ja vom Gesundheitsamt nicht als covid-gefährlich eingeordnet werden und sitzt nun also in der Schule, während ich hier auf heißen Kohlen sitze, schreibe und nebenbei meinen dicken Zeh kühle.

Seit gestern schnieft die Prinzessin auch fürchterlich. Ganz klar, sie darf den Unterricht nicht besuchen. Also sitzt sie hier, hängt komplett durch und klingt ein bisschen wie Kermit auf Ibu. Sie tut mir ehrlich leid, denn sie wollte auch unbedingt in die Schule, weil sie ihre Freundin dort sieht. Stattdessen also daheim bleiben, bis die Nase wieder frei ist.

Und dann ist da noch die Große, die seit längerem immer mal wieder über Bauchweh und Kopfschmerzen. Auch sie möchte so den Unterricht besuchen, weil sie zu viel Angst hat, sie könne zu viel Schulstoff verpassen, auch wenn ihre Schule da wirklich fit ist und online über Teams informiert.

Als Mama krank sein? Keine wirkliche Option

Ja, die meiste Zeit bin ich wirklich froh darüber, bei den Kindern bleiben zu dürfen. Auch, weil hier die Betreuungssituation nicht gerade die beste ist und ich meine Kinder gut betreut wissen möchte. Sogar, wenn ich wieder zu rotieren anfange, um alle Termine unter einen Hut zu kriegen.

Aber in solchen Momenten, in denen ich selbst ausfalle und einfach nur ne Pause bräuchte, ist es einfach nur ein schönes Märchen, dass die Kinder sich selbst versorgen, Rücksicht nehmen und andere die Betreuung übernehmen. Erst recht, wenn die Kinder zusätzlich krank sind.

Und dann jongliere ich eben die Hausaufgaben, schmeiße mir Schmerzmittel ein, schmiere Brote, packe Dosen für die Schulpausen und beiße mich durch. Als Selbstständige ist es sowieso die Krux, dass man nicht krank sein darf. Krank sein bedeutet nämlich, dass für diese Zeit auch ein Verdienstausfall entsteht. Wunderbar.

Was wäre denn die Alternative?

Gibt es überhaupt eine Alternative? Denn auf das Einkommen meines Mannes sind wir angewiesen, einfach weil er (zum Glück!) besser verdient als ich. Die Kinderkranktage gehen höchstwahrscheinlich für die anstehende OP der Großen drauf. Urlaub? Schon fest eingeplant für viele andere Termine, die unumgänglich sind. Ja, nicht zum Vergnügen, sondern für nötige Termine. Das ist schon mal nix.

Ich könnte die Kinder verwahrlosen und sich selbst überlassen. Aber ehrlich gesagt fühle ich mich absolut unwohl dabei, einen 16 Monate alten Knirps den ganzen Tag frei drehen zu lassen und einem 5-jährigen zuzumuten, dass er den Boden wischt, nachdem er sich übergeben hat, ist auch nicht gerade sinnvoll oder?

Fremdbetreuung zu organisieren, während hier eigentlich nur noch der Mann fit ist, finde ich der Betreuungsperson gegenüber ehrlich gesagt unter aller Sau. Kranke Kinder gehören weder in den Kindergarten noch anderweitig fremdbetreut – es sei denn, die Person weiß bescheid und übernimmt dennoch freiwillig. Alles andere ist fahrlässig und unverschämt.

Sollte ich wirklich ausfallen, kann ich auf meinen Mann zählen, aber so bleibt mir eben nur das Ende seiner täglichen Arbeitszeit, in der ich mich zurück ziehe, und mich meinem Leiden hingebungsvoll hingebe. Und er übernimmt wirklich alles, sobald er das Haus betritt.

Ganz vergessen: krank werden sollte man halt einfach nicht. Isolationshaft und nicht mehr nach draußen. Dann muss man – in dem Fall ich – eben auch nicht drüber jammern, weil man sich Schnoddernasen einfängt. Den Zeh lasse ich mal außer Acht. (AUA!!)

In solchen Situationen vermisse ich die Zeit vor den Kindern

Darf man das eigentlich sagen? Ja, darf man!

Mir fehlt es, wenn ich mich nicht gut fühle, dass ich mich einfach ins Bett legen kann. Es fehlt mir, dass ich nicht wirklich richtig krank sein darf, weil sonst das Familienkartenhaus zusammenbricht. Dass so viele Dinge davon abhängen, dass ich mir die Zähne zusammenbeißen muss, ärgert mich ehrlich gesagt auch.

Die Kinder können nichts dafür. Ich liebe sie, ich würde alles für sie tun. Das Fallnetz fehlt. Das Netz, das auffängt, wenn der Fels bröckelt. Und damit bin ich nicht allein. Du auch nicht.

Bis dahin heißt es, das beste aus der Situation zu machen, die Pobacken zusammenzukneifen und zu hoffen, dass alle schnell wieder auf den Beinen sind (oder der Zeh sich schnell beruhigt). Mit Couch und Crackern, mit Tablets und anderen Beschäftigungsideen für kranke Mäuse, die wenig Energie brauchen.

Irgendwann sind die Kinder groß, und wenn Mama krank ist, bekommt sie alles zurück. Also in dem Fall ich. Hoffentlich! 😀

Hatschi, die Julie

 

So sieht es wirklich aus, wenn Mama krank ist und die Kinder auch. Ein Einblick ins Großfamilienleben zwischen Taschentüchern und Nasenspray

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3 Kommentare

  • TAC

    Hast du schonmal eine frisch aufgeschnittene Zwiebel neben das Bett des Kindes gelegt? Das ist unser „Wundermittel“ gegen nachts verstopfte Nase.
    Ansonsten wünsch ich euch allen gute Besserung. Hier ist die erste Erkältung der Saison schon durch.
    LG von TAC

  • Dresden Mutti

    Ohja, gemeinsam mit den Kindern krank zu sein, ist das schlimmste … zum Glück ist das hier inzwischen selten. Wenn ich mal krank bin, kann ich tatsächlich einfach im Bett bleiben und muss nur bis 17 Uhr die Kinder abgeholt haben. (Zum Glück sind Schule und Kita nicht weit entfernt.)

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