Das liebe Taschengeld
Wir stehen ja noch ganz am Anfang. Die große Dame bekommt seit ihrem sechsten Geburtstag Taschengeld. Jeden Montag steht sie morgens vor uns, hält die Hand mit fordernder Geste auf und sagt belehrend „Mama (oder Papa), es ist Montag, ich bekomme heute mein Geeeeheeeeld!“ Und das nimmt sie sehr genau, denn es könnte ja sein, dass es einer von uns Erwachsenen vergisst…. Viel bekommt sie nicht. Eigentlich ist es sogar relativ wenig, wenn ich mir die anderen Kinder in ihrem Alter so anschaue. Aber die Maus bekommt ja auch sonst so gut wie alles – zumindest, was wir als sinnvoll erachten und nicht zu übertrieben ist. Mit ihrem einen Euro, der übrigens zum nächsten Geburtstag um 50 Cent erhöht wird, kann sie tun und lassen, was sie möchte. Und wenn sie es in den Wunschbrunnen wirft.
Das war am Anfang gar nicht so leicht für mich, sie kaufen zu lassen, was sie möchte.
Und das, obwohl es ja ihr Geld ist. Als ich Kind war, habe ich mir alles zugesteckte Geld und Taschengeld gespart. Es gab immer größere Wünsche, die ich mir erfüllen wollte. Bei meinem Gegenstück war das genauso. Obwohl, der war knausrig und sparte nur. Wofür wusste er selbst nicht. 😀
Die große Maus schnappt sich ihr Taschengeld und möchte direkt und ohne Umschweife einkaufen gehen. Auf die Idee, dass auch größere Dinge realisiert werden können, wenn sie ein paar Wochen wartet, kommt sie nicht. Da ist sie auch beratungsresistent. Aber von irgendwem muss sie ja den Dickschädel haben *hust*. Und so wird es umgesetzt in Überraschungseier. Woche für Woche. Oder wahlweise anderen Süßkram oder Kleinkram, der die Woche nicht überlebt und nach spätestens zwei bis drei Tagen im Müll liegt. Oder aber sie kauft davon lieb gemeinte Ramschsachen für ihre Geschwister. Die Geste finde ich super, kenne ich kaum ein Kind, das so empathisch und sozial agiert wie sie. Aber der Inhalt ist halt … ähm … naja ….
Es erschließt sich mir nicht. Und eigentlich macht es mich sogar ein bisschen wütend, dass das Taschengeld so verschwendet wird. Aber dafür ist es ja auch da. Für all den Kram, den ich ihr nicht kaufen möchte, ohne wenn und aber. Und genauso wird für sie vieles nicht nachvollziehbar sein, was ich mir leiste. Und wenn es nur mein obligatorischer Kaffee nach dem Einkauf ist.
Gestern holte sie sich von ihrem Taschengeld und – sie hatte es doch tatsächlich gespart – dem Wechselgeld eine Zeitschrift. Das Thema fand ich fürchterlich, aber sie liest sie begeistert und ausdauernd. Und das ist ja, was zählt oder?
2 Kommentare
Celsy
Ich finds großartig, dass du so viel Respekt gegenüber deiner Tochter hast, dass du ihr nicht vorschreibst, was sie mit ihrem Taschengeld anstellt. Den Umgang mit Geld kann man nur aus der Praxis lernen. 😉 Allerdings werden wir bei unserem Sohn, wenn er ein gewisses Alter erreicht hat, den Erhalt von Taschengeld an fixe Aufgaben im Haushalt knüpfen. Also in dem Sinne, dass er ein oder zwei kleine, fixe Aufgaben bekommt, um die er sich zuverlässig kümmern muss. Wird er nachlässig oder stellt sich quer, hat es Auswirkungen auf sein Taschengeld. Denn wir möchten, dass er lernt, dass Geld nicht vom Himmel fällt, sondern dass man es verdienen muss. Sein Taschengeld wie selbstverständlich einzufordern, darf er sich nur erlauben, wenn er sich zuverlässig um seine Pflichten gekümmert hat. 😉
puddingklecks
Danke für dein Feedback! Ich glaube, ich hätte anderweitig auch nicht gelernt, dass in einem Ü-Ei mehr Abfall enthalten ist als wenn ich eine Tafel Schoki kaufe. 😀
Wir haben hier auch fixe Aufgaben. Die Erledigungen werden dann aber mit einem „Zuschuss, bzw. Ausflügen“ belohnt. Dass Kinder wissen, dass Geld nicht einfach aus der Tasche fällt, das stimmt, das sollte auf jeden Fall geklärt sein. 🙂
Liebe Grüße, die Julie