Eine feministische Erziehung bedeutet nicht nur, Mädchen zu stärken, sondern auch, Jungen zu zeigen, dass Gleichberechtigung und Verantwortung alle betrifft. Unsere Töchter sollen nachts draußen keine Angst haben müssen. Sie sollen frei über ihren Körper entscheiden dürfen. Unsere Söhne müssen ein Nein akzeptieren, unabhängig davon, ob und welche Begründung es dazu gibt.
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Feministische Erziehung? Wie Gleichberechtigung und Gleichstellung von Anfang an vorgelebt werden können

Ich lese und höre so oft, wie ich so feministisch unterwegs sein kann. Wie ich das Patriarchat verurteilen und gleichzeitig verheiratet sein kann. Ganz einfach, das Patriarchat schadet nicht nur uns Frauen, sondern allen. Deswegen trete ich nicht nur im Internet so auf, sondern wir leben auch daheim eine feministische Erziehung. Und ich bin es ehrlich leid, dass wir unseren Töchtern beibringen müssen, sich selbst zu verteidigen, nachts nicht allein unterwegs zu sein und grundsätzlich bei allen männlich gelesenen Personen erst einmal misstrauisch zu sein.

Doch wie können wir als Eltern im Alltag feministische Werte einbringen und dabei gleichzeitig das Patriarchat hinterfragen und aufbrechen? Ich habe mich mit dem Thema nun schon ziemlich lange auseinander gesetzt und möchte dich daher daran teilhaben lassen, weil dieses Thema uns alle etwas angeht.

Was ist Feminismus?
Fe·mi·nis·mus /Feminísmus/Substantiv, maskulin [der] Richtung der Frauenbewegung, die, von den Bedürfnissen der Frau ausgehend, eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Normen (z. B. der traditionellen Rollenverteilung) und der patriarchalischen Kultur anstrebt.

Oxford Languages

Und was ist das Patriarchat?
Pa·t·ri·ar·chat /Patriarchát/ Das Patriarchat beschreibt laut verschiedener Gesellschaftstheorien ein (vaterrechtliches) System sozialer Beziehungen, Werte, Normen und Verhaltensmuster, die vorwiegend von Männern geprägt sind und eine bevorzugte Stellung von Männern begünstigen.

Wie funktioniert also feministische Erziehung?

Ich dachte mir, ich sammle hier mal ein paar Ideen und Tipps – natürlich für den Niedergang des Patriarchats 😛 , die du vielleicht auch in deinen Alltag einbauen kannst. Für deine Kinder, für dich selbst und auch für dein Umfeld. Denn je mehr wir diese Dinge verinnerlichen, desto natürlicher fühlen sie sich für uns an, auch wenn wir anders sozialisiert wurden.
Vorbildfunktion – patriarchale Strukturen aufbrechen und Gleichberechtigung leben:

Unsere Kinder lernen in erster Linie durch Beobachtung. Wenn sie sehen, dass beide Elternteile sich gleichermaßen um den Haushalt, die Kinder und andere Aufgaben kümmern, lernen sie, dass häusliche und berufliche Aufgaben keine geschlechtsspezifische Verteilung haben. Es ist wichtig, dass wir als Eltern unsere Partnerschaft als Teamwork gestalten und sich gegenseitig unterstützen – in allen Lebensbereichen. Das betrifft auch den Haushalt, in den man die Kinder von Anfang an mit einbeziehen kann – unabhängig ihres Geschlechts.

Das kann zum Beispiel heißen, dass auch Papa die Flechtfrisuren morgens macht und Mama das Bild an die Wand nagelt. Oder auch, dass – wie in unserem Fall – der Papa die Einschlafsituation abends managt, während ich am PC arbeite. Unsere Kinder haben beispielsweise einen Haushaltsplan, auf dem für alle in etwa die gleichen Aufgaben fixiert sind, egal ob weiblich oder männlich gelesen. Alle müssen regelmäßig ihren Müll raus bringen, ihre Wäsche in die Schränke räumen und die Zimmer saugen. Natürlich ist das nach Alter nochmal differenziert, aber nicht nach Geschlecht.

Bewusste Sprache, denn Sprache fördert Realität:

Wir Eltern sollten darauf achten, geschlechtergerechte und inklusive Sprache zu verwenden. Dabei vermeiden wir Sätze wie „Das ist ein Männerberuf“ oder „Mädchen sind eben emotionaler“. Solche Aussagen zementieren veraltete Stereotype und beeinflussen das Selbstbild der Kinder. Dazu gehört es auch, dass wir Kindern nicht aufgrund ihres Geschlechts bestimmte Attribute zuschreiben. Und wir benennen Dinge richtig. Egal ob Körperteile, Handlungen oder Gegenstände.

Meine Tochter ist nicht störrisch, sie ist willensstark. Mein Sohn ist kein Weichei, er ist vorsichtig. Dein Kind ist mutig, stark, laut, ungestüm, sanft, liebevoll, achtsam, impulsiv, bedacht, weil das Eigenschaften deines Kindes sind. Die werden nicht in Penis oder Vulva gespeichert. Diese Eigenschaften sind geschlechtsunspezifisch und du musst darauf achten, deiner Tochter diese nicht negativ zu umschreiben, nur weil sie ein Mädchen ist, während sie bei einem Jungen als positiv erachtet würden.

Die richtige Bezeichung ist ebenso essenziell. Ein Femizid ist ein Femizid, keine Beziehungstat. Da führt kein Weg dran vorbei und so kommunizieren wir das auch, wenn es zur Sprache kommt oder in den Nachrichten thematisiert wird.

Förderung von Vielfalt durch Medien und Bücher:

Feministische Erziehung bedeutet auch, dass wir bei Büchern und Medien nicht Halt machen. Die Medien, die unsere Kinder konsumieren, spielen eine entscheidende Rolle bei der Formung ihrer Sichtweise auf die Welt. Eltern können aktiv Bücher, Filme und Spielzeug auswählen, die eine Vielfalt an Rollenbildern und Lebensweisen darstellen. Heldinnen und Helden, die fernab von Klischees agieren, können Kindern helfen, eine breitere Perspektive auf Geschlechterrollen zu entwickeln.

Hier kann es beispielsweise hilfreich sein, wenn Geschichten mit starken Protagonistinnen (vor)gelesen werden. Oder Serien und Filme, in denen der männliche Hauptcharakter sensibel und fürsorglich ist.

Falls du hierzu Tipps brauchst, schreib es mir gern in die Kommentare.

Kritisches Denken stärken und Stereotype hinterfragen:

Unsere Kinder sollten früh lernen, traditionelle Geschlechterrollen und Stereotype zu hinterfragen. Es ist für uns unglaublich wichtig, mit ihnen über gesellschaftliche Ungerechtigkeiten zu sprechen und sie zu ermutigen, sich gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit einzusetzen – in ihrer Familie, der Schule und später auch in der Gesellschaft.

Wir nutzen oftmals Alltagssituationen, um aufzudröseln, ob wir nur in bestimmte Rollen gedrängt werden oder das wirklich unser Ding ist. Der Zwerg fand seine pinken Turnschuhe damals in der Grundschule wirklich total toll – bis er aufgrund der Farbe gehänselt wurde. Weil mir feministische Erziehung und damit auch die Sensibilisierung für alle Bedürfnisse und Wünsche am Herzen liegt, mussten wir das natürlich aufarbeiten. Auch spreche ich mit meinen Kindern darüber, wieso Kleidung in der Mädchenabteilung grundsätzlich knapper geschnitten ist, um genau das aufzubrechen, zu hinterfragen und ggf. woanders einzukaufen. Kleine Kinder brauchen keine knappen Bikinis, während ihre männlichen Altersgenossen bequeme Shorts tragen.

Je öfter wir darüber sprechen und diese Dinge infrage stellen, desto mehr fällt es den Kindern auch auf und sie ziehen ihre eigenen Schlüsse.

Feministische Werte vorleben – ein Fazit:

Eine feministische Erziehung bedeutet nicht nur, Mädchen zu stärken, sondern auch, Jungen zu zeigen, dass Gleichberechtigung und Verantwortung alle betrifft. Unsere Töchter sollen nachts draußen keine Angst haben müssen. Sie sollen frei über ihren Körper entscheiden dürfen. Unsere Söhne müssen ein Nein akzeptieren, unabhängig davon, ob und welche Begründung es dazu gibt.

Es geht darum, unseren Kindern die Fähigkeit zu vermitteln, über Geschlechtergrenzen hinauszudenken, fair zu handeln, niemanden aufgrund seines Geschlechts, Optik oder Herkunft zu diskriminieren und respektvolle, offene Menschen zu werden. Indem wir Eltern diese Werte im Alltag vorleben und bewusst vermitteln, legen wir den Grundstein für eine gerechtere und gleichberechtigte Gesellschaft – zu Hause und darüber hinaus. Das Patriarchat schadet, wie oben erwähnt, nicht nur Frauen, sondern allen. Es ist höchste Eisenbahn, hieran zu arbeiten.

Vielleicht können wir damit nicht von heute auf morgen die Welt ändern, doch das Patriarchat im Kleinen schwächen und so nach und nach zum Umdenken bewegen. Jede*r im Kleinen, bis es etwas Großes wird.

Herzlichst, die Julie

 

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Vielen lieben Dank!

Merke es dir für später:

Eine feministische Erziehung bedeutet nicht nur, Mädchen zu stärken, sondern auch, Jungen zu zeigen, dass Gleichberechtigung und Verantwortung alle betrifft. Unsere Töchter sollen nachts draußen keine Angst haben müssen. Sie sollen frei über ihren Körper entscheiden dürfen. Unsere Söhne müssen ein Nein akzeptieren, unabhängig davon, ob und welche Begründung es dazu gibt.

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