Family,  Gedankenwelt

Von Herzmenschen und ausgesuchter Familie

Ich habe dir hier ja bereits schon einmal erzählt, wie ich das Ding mit der Freundschaft so halte. Manchmal muss man sich eben trennen, um sich selbst treu zu bleiben zu können und sich nicht verbiegen zu müssen.

Und manchmal, da hat man Freunde in seinem Leben, die man nie mehr missen möchte.

So eine Freundin durfte ich nun nach sehr sehr sehr langer Zeit, wenn auch nur kurz, wieder in die Arme schließen. Freundschaft heißt nämlich nicht, dass man 24/7 aufeinander sitzen und jede freie Minute miteinander verbringen muss. Freundschaft bedeutet für mich, dass man sich immer noch vertraut und nahe ist, auch wenn man sich mal länger weder sieht noch hört. Diese Handvoll Freunde, die mir so vertraut sind, sind für mich die Familie, die ich mir aussuchen durfte.

Als sich meine Freundin ankündigte, wusste ich erst nicht, ob ich vor Freude weinen oder einfach nur die Welt umarmen sollte.

So lange hatten wir uns nicht mehr gesehen. Die Zeit, bis ich sie am Bahnhof in Empfang nehmen durfte, wurde stundenweise rückwärts gezählt. Je näher das Treffen rückte, desto nervöser und aufgeregter wurde ich. Fast wie beim ersten Date. Verrückt oder? Aber wenn die Lebensmodelle eben so auseinander gehen, dass der eine – in dem Fall ich – noch immer in einem Kuhkaff wohnt, mit Kind und Kegel, und dort gebunden ist und der andere – in dem Fall sie – ungebunden und berufsbedingt in der ganzen Welt unterwegs ist, nur nicht in der Gegend, dann sind Treffen gar nicht so leicht zu organisieren. Umso schöner und wertvoller sind diese rar gesähten Zeiten, die wir für ein richtiges „Date“ aufbringen können.

Und dann durfte ich sie und ihren Herzmann, der sie erobert hatte, während sie eben unterwegs war, endlich in die Arme schließen. Ich weinte, ich war erleichtert, dass es wirklich geklappt hatte. Alles Vertraute war auf Anhieb wieder da. Und es fühlt sich wirklich toll an, wenn man – abgesehen vom Partner – jemanden hat, mit dem man sich so gut versteht und sich so toll leiden kann. Weißt du, Bekannte und Leute, die dich umgeben, wenn es dir gut geht, gibt es genügend. Aber Menschen, die sich über Jahre gern mit dir abgeben, ob du gute oder schlechte Tage hast, die gibt es nicht ganz so oft. Und das sollte man wirklich zu schätzen wissen.

Wir machten nichts besonderes, sondern saßen wirklich die meiste Zeit in meiner Küche und redeten, wie damals, mit einem Glas Wein in der Hand, über alles, was uns bewegt und beschäftigt. Über den Alltag und die Zukunftsplanung. Über Ängste und Wünsche. Aber mehr brauchte es auch nicht, um sich wohl und geerdet zu fühlen.

Die 26 Stunden, die mich noch einmal ein bisschen in mein früheres „freies“ Leben zurück versetzten, taten mir unheimlich gut, doch sie gingen wieder einmal viel zu schnell vorbei. Der Abschied tat schon ein wenig weh und stimmte mich traurig, sehr sogar. Aber diesmal, das haben wir ausgemacht, wird die Spanne bis zum nächsten Mal nicht so lange sein. Wir werden uns zumindest darum bemühen.

Und weißt du, ich hab sogar schon ein bisschen Vorfreude darauf… 🙂

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