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Life,  Gedankenwelt

Homeoffice zwischen Wäschebergen und Windeln

Zeit für etwas Realität. Denn Homeoffice mit Kindern ist gar nicht so toll, wie es oft gezeigt wird. Überall sind weiße sterile Schreibtische, am besten noch mit Blümchen und Bilderrahmen zu sehen. Dezente Dekoration, ein Goldkettchen oder auch das farblich abgestimmte Mousepad zur weißen Kaffeetasse mit hübschem schnörkeligen Untersetzer rundet das Bild ab. Eine Lampe strahlt indirektes Licht aus und haucht alles in einem gemütlichen Sonnengelb an. Die Kinder spielen natürlich vergnügt, während Mama perfekt gestylt am Schreibtisch sitzt und mit manikürten Nägeln einen Artikel tippt.

Hier sieht das Ganze ganz anders aus. Homeoffice mit Kindern zwischen Wäschebergen und Windeln

Ideen für einen neuen Blogbeitrag sammle ich überall. Da liegen auf der Küchentheke Blöcke mit Stiften, es werden kurze Notizen auf dem Sofa während des Stillens eingetippt oder wenn ich gerade vom Begleiten in die Schule heim laufe. Überall sind kleine Merker, denn gerade wenn ich eine Idee habe, heißt das noch lange nicht, dass ich sie direkt bearbeiten oder umsetzen kann.

Ein eigener Schreibtisch? Der steht im Keller und ist noch aus meiner Kindheit. Direkt unter dem Hausrohr der Toilette. Romantisch kann ich. Die ersten beiden Jahre habe ich sogar ausschließlich da gebloggt. Und mit dem Smartphone vom Bett aus, wenn ich keinen mit meinem Getrampel durchs Haus wecken wollte.

Mein momentaner Arbeitsplatz ist der Laptop am Esstisch. Links von mir drei Wäschekörbe mit sauberer und ungebügelter Wäsche, rechts von mir stapelt sich Geschirr vom Vortag. Die Spülmaschine ist gerade dabei, zumindest einen Teil dessen zu beseitigen. Ein Kampf gegen Windmühlen – oder anders: sieben Köpfe machen verdammt viel Dreck. Der Keks blubbert derweil auf seinem Spielteppich und trainiert seinen zweiten Zahn, der diese Nacht endgültig durchgebrochen ist und Manuel kocht Kaffee.

Immerhin das habe ich mit diesen idealisierten Arbeitstieren im Homeoffice daheim. Ich habe Kaffee neben meinem Laptop in meiner „MUM BOSS“ -Tasse und morgens um 5 spielt zumindest das eine Kind ruhig im Hintergrund, während die anderen noch ganze Wälder sägen.

Fixe Bürozeiten vs. Baby & Familie

Ich hatte da mal für etwa ein halbes Jahr fixe Zeiten. Immer, wenn morgens alle Kinder das Haus verlassen hatten, hatte ich erst einmal 5-10 Minuten nur mit meiner Kaffeetasse und dann 1-2 produktive Stunden am Laptop, bevor ich durch das Haus gefegt bin. Im Anschluss hatte ich sogar noch genug Zeit, um einzukaufen und ausgiebig zu kochen. Alles in Ruhe. Und dann kam das Baby, mein geliebter Keks, auf die Welt.

So ein Baby orientiert sich halt nicht daran, dass Mama schreiben – oder gar sitzen – mag. Es orientiert sich auch nicht an der Uhrzeit, wenn es Bauchweh hat, schlafen möchte oder sich bis zum Hals hin …. ach lassen wir das. Und schreiben über das Smartphone, während man laufend als Futterquelle dient, ist eben auch nicht gerade ideal.

Wenn das Baby nun vormittags schläft, ist das meist meine Zeit, Unmengen an Wäsche zu falten, das Mittagessen vorzubereiten – Kochen mit Baby ist nun mal unheimlich anstrengend – und mit etwas Glück schaffe ich auch ein paar Mails zu beantworten. Sobald es Mittag ist, kommen die ersten Schulkinder heim, die neben einem schmackhaften Essen auch eine kompetente Hausaufgabenbetreuung und ein Mamataxi erwarten. Nein, „erwarten“ ist das falsche Wort. Sie wünschen es sich und ich finde, wenn ich daheim bin und die Zeit erübrigen kann, ist es meine Pflicht als Mama, sie bestmöglich zu unterstützen, falls sie Fragen haben oder Erklärungen brauchen.

Abends arbeiten? Dann, wenn die Augen schon im Stehen zufallen, weil der Tag um 4 Uhr startete? (Hier nochmal mein Dank an die Zeitumstellung. Man hat so viel mehr vom Tag. So so so so viel mehr!) Momentan bin ich ehrlich froh, wenn ich nicht vor allen anderen ins Bett falle und noch 5 Minuten mit meinem Mann plauschen kann, bevor ich mich zum Baby kuschle. Und manchmal habe ich auch einfach keine Lust und Zeit, mich noch groß anderen Dingen zu widmen. Ich finde, das steht auch mir zu.

Homeoffice als Mama: die Effizienz einer Stunde in fünf Minuten packen

Wie meine Blogeinträge entstehen? Wann ich überhaupt schreibe? Ich schreibe zwischen Windeln ohne festen Arbeitsplatz, putze nebenbei Schnupfnasen, radiere falsche Buchstaben aus, frage mich zwischendrin etwa 205mal, was ich jetzt eigentlich machen wollte und nutze immer mal wieder die paar Minuten, in denen der Keks ausgeglichen über den Boden robbt und kugelt, die Spülmaschine und Waschmaschine von allein arbeiten oder die Kinder unbedingt mit dem Baby spielen wollen und der Keks dann mit ihnen im Kinderzimmer verschwindet. Selbstverständlich nicht, bevor es nicht von mir inspiziert wurde, ob auch wirklich nix Verschluckbares herum liegt.

Wie viel Zeit ich hier mit Schreiben verbringe? Einen Bruchteil dessen, was ich noch vor einem halben Jahr an Zeit investiert habe und aufbringen konnte. Aber als Mama wird man eben effizient. Der Browser ist immer offen und quasi im Vorbeischweben landen immer wieder neue Sätze dort. Genauso effizient bin ich bei den anderen Aufgaben, die ich als Bändigerin einer Löwenbande eben habe.

An solchen Tagen, an denen sich Termine überschneiden, mindestens eines der Kinder krank ist (Wann waren denn bitte alle gesund? Ich erinnere mich nicht mehr) und ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht, bin ich froh, keinen regulären Job zu haben, sondern „nur“ Hausfrau, Mama und Schreiberling hier zu sein. Denn notfalls tippe ich im Wartezimmer oder auf dem Spielplatz. Ja, ich bin die Mama, die ihren Kindern auf dem Spielplatz nicht hinterher rennt, sondern in ihr Smartphone starrt und schreibt. Ich weiß aber auch, dass meine Kinder ihre Fähigkeiten sehr gut einschätzen können.

Und den Rest, den erledigt meine Handykamera. Ja, richtig gelesen. Hier gibt es keine professionelle Kameraausrüstung. Hier gibt es kein Filmset, sondern nur mich, mein Smartphone und ein hoffentlich glückliches Händchen für passende Bilder. Hinter diesem Blog gibt es auch nur mich und Manuel, wenn ich technische Probleme habe. Immerhin kann ich den Laptop selbst starten. Hat was oder? 😀

Jetzt mal Klartext:

Homeoffice mit Kindern im Hintergrund ist weder entspannend noch toll noch sonderlich produktiv, wenn man sich keine Inseln schaffen kann. Und wenn die Wohnverhältnisse dann auch keinen wirklichen fixen Platz hergeben, an dem man ungestört arbeiten und seinen Ideen Raum geben kann, ist das doppelt doof. Oder hält dazu an, dass man die wenige Zeit produktiv nutzt und nicht abschweifen kann. Und dennoch braucht ein Artikel wie dieser hier mehrere Stunden, wenn nicht gar Tage. Da ist nicht einfach mal runterschreiben drin.

Aber wir Eltern, wir kennen das ja, die Zeit effizient zu nutzen. Da werden auf dem Klo die Zähne geschrubbt und Mails beantwortet. Während man duscht, fragt man das Kind nochmal über die Vokabeln in Englisch ab und singt die Fragen gleichzeitig, damit das Baby ruhig bleibt. Während man die Schulbrote schmiert, testet man gleichzeitig durch, welcher Aufstrich noch gut und welcher schon umgeschlagen ist. Und wenn die Dinge dann wieder in den Kühlschrank wandern, kann man den gleich noch mit nem Lappen auswischen.

Doch diese weißen cleanen „Homeoffice mit Kindern“ -Bilder, die man gezeigt bekommt, die sind entweder aus dem Möbelladen – denn da sieht das wirklich so toll aus oder man hat vorher 2-3 Stunden für das Foto aufgeräumt. Oder aber die Kinder sind einfach nicht daheim, während man arbeitet und/oder sind diese engelsgleichen Wesen, die wirklich stundenlang ruhig spielen. Mir kam so ein Wesen bisher nur leider nicht unter. Und so schreibe ich weiter zwischen angebissenen Nusscremebroten, kaltem Kaffee und einem gar nicht so sterilen Fußboden.

Gibt es eigentlich schon wasserdichte Laptops? Dann könnte man das Ganze noch effektiver gestalten. Während man das Baby badet und dem Fast-Teen die Haare föhnt zum Beispiel. Ich hab gehört, mit Zehen zu tippen soll gar nicht so schwer sein. Dann hätte man immerhin die Hände wieder frei. Dafür sollte ich aber den Boden weiß streichen, sonst passt er nicht in die sterile weiße Instawelt. Du siehst, man kann da bestimmt noch mehr raus holen. 😀

Und der nächste, der mir daher kommt mit „Und dafür wirst du bezahlt?!“ , der darf hier gern mal nen Tag den Laden übernehmen, während ich in sein klimatisiertes ruhiges Büro gehe und in Ruhe meine 8,5 Stunden mit Pause absitze und entspannte Blogeinträge am Fließband zaubere.

Herzlichst, die Julie

 

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Arbeiten von zuhause aus: Homeoffice mit Kindern

2 Kommentare

  • Madeleine Sophie

    Sehr schöner Beitrag. Selbst mit nur einem Säugling würde ich gern so viel mehr schreiben, aber die Zeit fehlt und vor allem die Energie. Kann es jetzt schon nachvollziehen, jedoch absolut nicht vorstellen, wie es mit 5! Kindern sein muss. Hut ab, dass du es dennoch meisterst. Muttis sind einfach wahre Superhelden. Hauptsache der Spaß kommt jedoch nie zu kurz :-). Liebe Grüße, Madeleine

    • Julie

      Liebe Madeleine Sophie,
      ich kann dir sagen, dass ich mich mit 5 Kindern nicht sonderlich gestresster fühle als mit einem. Das liegt aber zum einen daran, dass nun eben etwas Zeit und Erfahrung ins Land gezogen ist, zum anderen aber auch, dass hier vier große Geschwister sind, die sich mit dem Baby gern beschäftigen. Und Perfektionismus gibt es hier nicht. Nicht mehr. Dafür geht nämlich verdammt viel Zeit und Kraft drauf.
      Und ich kann dir versichern, irgendwann wird es besser. 🙂
      Viele Grüße

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