
Manchmal wünsche ich mir Corona zurück … #mittelfingermittwoch – ein Rant!
Ja, der Titel ist provokant gewählt. Ein bisschen Clickbait und Ragebait kann ich gut vertragen und deswegen passt es ganz gut, wenn ich sage, ich wünsche mir manchmal Corona zurück. Aber warum?
Fangen wir beim Supermarkt an. Hast du selbst auch gemerkt, wie unangenehm es mittlerweile wieder ist, wenn an der Kasse jemand direkt hinter dir steht, dir in den Nacken atmet und dir die Mischung aus ranzigem Rasierwasser und „Ungewaschen“ in die Nase steigt? Nein? Du glücklicher Mensch! Oder die Situation, wenn du dir beim Discounter eigentlich die unverpackten Trauben kaufen möchtest, aber die Dame neben dir hatte gerade den Hustenanfall ihres Lebens – genau in die Richtung des favorisierten Obsts – natürlich, ohne den Ellenbogen oder die Hand zu nutzen?
In Arztpraxen sind Masken seit einiger Zeit auch total überflüssig im Wartezimmer. Wer geht auch krank zum Arzt, da sind alle sicher gesund! Die husten sich sicher auch nicht voll und betreiben regen Virentausch, wie ich damals mit Diddlblättern. (Achtung, das war Ironie)
Seit geraumer Zeit gehen Kinder auch wieder rotzend krank in die Kita, obwohl sie nach Hause gehören. Von der Schule muss ich erst gar nicht anfangen. Ich schicke also gesunde Kinder in Bildungseinrichtungen und kann die Uhr danach stellen, wann ich sie wieder siechend daheim habe. Aktuell hat es mich so derb zerbröselt, dass ich mich nur mit Schmerzmitteln, Tee und Kuscheldecke über Wasser halte, während ich selbst kranke Kinder versorge, deren Symptome von Bröckerlhusten über Bauchkrämpfe hin zu fiebriger Erkältung alles beinhalten.
Und wieso? Weil es niemand mehr für nötig hält, Rücksicht und Abstand zu halten. Ist ja alles halb so wild – oder?!
Seit Corona vorbei ist – und vorbei war es ja jetzt eigentlich nie – sind sämtliche Hemmschwellen gefallen. Menschen gehen krank ohne Maske vor die Tür, verschweigen Erkältungen und Symptome und stecken munter fröhlich alle an. Falsch empfundenes Pflichtbewusstsein führt Angestellte mit Hilfe von Schmerzmitteln und anderen Medikamenten zu ihrem Brotjob, wo sie andere durchseuchen, statt sich zuhause gesund zu pflegen.
Und es macht mich wütend.
Wütend und müde. Denn eigentlich gehöre ich ins Bett. Doch weil Manuel arbeiten muss (und so nebenbei zwei gesunde Kitakinder von uns fern hält), darf ich selbst krank Krankenpflege betreiben, Eimer halten, trösten, „Gesundwerd“-Suppe kochen und Wäscheberge besiegen. Ich muss hier Fürsorgearbeit leisten, weil andere Menschen sich rücksichtlos und kurzsichtig verhalten haben.
Und jetzt versteh mich bitte nicht falsch: Wenn du krank bist, dein Kühlschrank leer ist und du einkaufen musst, dann mach das bitte! Aber zieh dir doch bitte so ne scheiß FFP2 aufs Gesicht. Und zwar so, dass der Zinken nicht drüber hängt. Und nutze das Desinfektionsspray, das seit Corona in jedem verdammten Supermarkt am Eingang steht oder nimm dir Handdesinfektionsgel mit!
Wenn dein Kind nur hustet und sonst nix hat, bring es gern in die Kita, aber wenn du merkst, es ist schlapp, ihr habt irgendeinen ansteckenden Mist zuhause oder du weißt, da sind immunschwache Kinder und Angehörige in der Gruppe, dann lass dein Kind bitte zuhause. Lass es gesund werden. Herrje. Du willst dich doch auch nicht vollgepumpt mit Medikamenten ins Kundengespräch begeben oder hochkomplexe firmeninterne Formeln in den Sand setzen.
Ja, ich bin sauer. Sehr sogar.
Denn mein einziger Wunsch, dass zwischenmenschlich Rücksicht genommen wird, ist von der Lebensrealität untergraben. Jede*r ist sich selbst der/die nächste und die, die ihre Kinder bei jedem Mucks daheim lassen, diejenigen, die sich krank nur mit dementsprechenden Vorkehrungen zwischen Menschen wagen, sind die Leidtragenden.
Nebenbei sieht man nicht allen Menschen an, ob sie krank sind. Für Diabetiker*innen ist Magen-Darm eine echte Gefahr. Menschen, die aufgrund Autoimmunerkrankungen Immunsuppressiva nehmen, tragen in der Regel auch kein Schild um den Hals, um damit hausieren zu gehen.
Also nimm verdammt nochmal Rücksicht, wasch dir die Hände, behalte deinen kranken Hintern in deinen eigenen vier Wänden und hör auf, aus falsch verstandenem Verantwortungsgefühl oder durch Verantwortungslosigkeit andere zu gefährden! So wie während Corona.
Danke!
Herzlichst, die Julie
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3 Kommentare
Sari
Als es damals los ging mit der Abstandsregelung und der Maskenpflicht, war ich nicht böse drum. Schon damals sagte ich immer, dass es in den asiatischen Ländern schon lange zum guten Ton gehört aus Respekt vor seinen Mitmenschen und auch vor allem den älteren Menschen, wenn man sich nicht fit fühlt, eine Maske zu tragen. Es ist erschreckend, wie schnell wir alle doch wieder in altes Schema verfallen sind.
Man sieht zwar jetzt wieder mehr Menschen mit Maske rumlaufen, also scheint ja doch ein wenig zumindest hängen geblieben zu sein, aber meist zieht dann dieser unschöne Gedanke „Sind die krank“ mit einher und das macht die Geste fast schon wieder zunichte. Der gegenseitige Respekt ist hier das Wichtige.
In der Kinderarztpraxis hängt ein Schild am Eingang: Man solle bei Erkrankung bitte Maske tragen. Hat der große Sohn neulich auch gemacht. Aber wir saßen auch als einzige mit Maske im vollen Wartezimmer und ich vermeide diese „Ausflüge“ inzwischen eigentlich lieber, weil wir danach meist kränker nach Hause kommen, als wir losgingen…
Jessica
Danke für diesen tollen Blogpost! Du sprichst mir damit so richtig aus der Seele, stehe damit, wenn ich mir mein Umfeld hier so ansehe, jedoch recht alleine da, denn auch hier nimmt so gut wie niemand mehr Rücksicht auf andere, hält zum Beispiel Abstand oder trägt Maske und wenn man das, so wie ich, macht, wird man oft nur mitleidig, manchmal aber auch verständnislos angesehen, so nach dem Motto „Die hat immer noch nicht kapiert, dass dieser Maskenkram nur Panikmache und Geldmacherei von Seiten der Regierung war, wie dumm kann man sein“.
Ich kann deinen Ärger jedenfalls sehr gut nachvollziehen und wünsche dir und deiner Familie gute Besserung.
Liebe Grüße
Jessica
Yvonne
Liebe Julie, wie recht du hast! Ich hatte in den letzten Wochen genau die gleichen Gedanken und es nervt, wenn man selbst die Kinder bei den geringsten Anzeichen zuhause lässt oder auch nicht auf Kindergeburtstage gehen lässt oder zu sonstigen Nachmittagstreffen, weil man ja nicht möchte, dass die andere anstecken und dann aber hört und sieht, wie stark hustende und schniefende Kinder im Klassenzimmer oder beim Geburtstag sitzen. Da kann man ja tatsächlich nur abwarten, bis das eigene Kind krank wird, irgendwann helfen alle Abwehrkräfte nicht mehr.
Und eine ähnliche Situation wie du beim Obst habe ich neulich beim Bäcker beobachtet, da war die Verkäuferin eindeutig krank und hat dort trotzdem mit Lebensmittel gearbeitet. Ich war froh, von ihrer Kollegin bedient worden zu sein.
Alles Gute für euch und eine schnelle Besserung, selbst krank und kranke Kinder zuhause ist echt der worst case! Halte durch, liebe Grüße!