Das Bibbern hat ein Ende // Tschüss Grundschule, hallo Wunschschule
Von der Grundschule zur Wunschschule: zwischen Notendruck und Vorfreude
Ich mag ja Spannung generell. Im Freizeitpark, bevor man die Achterbahn runter rast oder bevor ein Konzert startet. Oder auch, wenn es darum geht, ob die Hose des Kleinsten bis zum Abend durchhält oder dank Dreck oder anderem mehrmals gewechselt werden muss. Spannung ist toll. Aber nicht, wenn es um die Zukunft meiner Kinder geht. Da macht es mich wahnsinnig, in der Luft zu hängen und nicht exakt zu wissen, wie es weitergeht. Doch das Warten hat ein Ende, denn gestern gab es in Bayern die Übertrittszeugnisse und damit auch die schriftliche Bestätigung für die Wunschschule.
Unser Weg zur Wunschschule: gelenkt und doch selbstbestimmt
Im Vorfeld hatten wir Eltern uns natürlich schon einige Gedanken gemacht, was wir uns für unser Kind wünschen. Dazu gehörte aber auch, dass wir uns einig waren, unser Kind nicht auf eine Mittelschule zu schicken, auch wenn das einige vielleicht nicht gern lesen. Doch für uns wäre sie da absolut fehl am Platz und unterfordert gewesen.
Nachdem wir dann beim Tag der offenen Tür der Wunschschule waren, stand für die Große fest: Sie möchte aufs Gymnasium. Ohne wenn und aber und dafür in die Chorklasse. Ich glaube, das hat bei ihr nochmal richtig den Schalter umgelegt und ihr gezeigt, was sie erwartet. Danach lief es auch mit der Vorbereitung auf Proben weit leichter, denn sie setzte sich jetzt bewusst auf ihren Hosenboden und tat etwas, um genau da zu landen. Die daraus resultierenden Noten bestätigten dann, dass sich ihre Mühe lohnt.
Dennoch hingen wir ein wenig in der Luft, denn wer weiß, welche Noten da mündlich noch geschaffen werden? Wie sie sich im Unterricht verhält und ob sie sich dort genug einbringt? Erzählt hat die Große nämlich kaum davon, was in der Schule passiert und was auf dem Plan stand. Das musste ich ihr entweder aus der Nase ziehen oder mich darauf verlassen, dass sie weiß was sie tut. Die Maus ist 9, natürlich hatte ich da Bammel, dass da auch einfach der Weitblick fehlt oder sie das Ganze zu sehr auf die leichte Schulter nimmt.
Druck wollte ich allerdings auch nicht ausüben, denn meist erzeugt Druck einfach nur Gegendruck und führt zu Verweigerung. Deshalb saßen wir oft zusammen, haben über das kommende Schuljahr und ihre Wünsche gesprochen. Wir haben darüber geredet, welche Berufe sie sich später vorstellen kann – auch wenn das noch so fern und zum Teil außerhalb ihrer Vorstellungskraft liegt – und haben geschaut, was sie dafür an Noten und Schulbildung braucht.
Die Voranmeldung für genau ihre Schule lief dann quasi schon nebenbei, denn es stand ja fest, dass sie hierhin gehen würde – egal ob aufs Gymnasium oder die Realschule. Und mit jeder guten Note, die die Maus uns präsentierte, strahlte sie mehr, denn es war ein Schritt zu ihrem Traum.
Das Übertrittszeugnis und rollende Felsbrocken
Gestern kam dann eine tanzende und gut gelaunte Große aus der Schule, nachdem ich den ganzen Vormittag wie auf heißen Kohlen saß. Fröhlich lachend überreichte sie mir die Folie, in der das Zeugnis steckte und präsentierte mir somit ihren Freifahrtschein zur Wunschschule. Zu ihrem Gymnasium mit Chorklasse. Natürlich musste ich sie erst einmal drücken und ein paar Freudentränen vergießen.
War doch klar, Mama, dass ich das schaffe! Ich hab ja auch dafür gelernt!
Und sie hatte so recht! Die Tage ist dann die endgültige Anmeldung für ihre Schule. Ab September ist die Große also ein Buskind, fährt täglich an meine alte Schule und hat zum Teil sogar noch meine Lehrer. Ich bin wahnsinnig stolz auf sie. Nicht, wegen der Noten (doch, vielleicht auch ein bisschen), sondern hauptsächlich, weil sie es aus eigenem Antrieb geschafft hat. Weil sie ihr bestes gegeben und sich selbst dafür eingesetzt hat.
Ein neuer Abschnitt: mein Baby wird groß
Sie hat sich nun sogar dafür entschieden, zwei Tage in die offene Ganztagsschule zu gehen. Weil es total cool ist, in der Mensa zu essen und mit anderen zusammen die Hausaufgaben zu machen. Zwei Tage, in denen sie flügge wird, sich langsam abnabelt und ihre Eigenständigkeit ausbaut.
Die ersten Tage werden wir sie noch begleiten, ihr zeigen, wo der Bus abfährt und wann sie ihn erreichen kann. Doch dann wird sie das alles mithilfe ihrer Tutoren allein meistern können. Es ist ein wenig ein bittersüßes Gefühl. Dieses Mädchen, das ich so lange hier behütet an meiner Seite hatte, verlässt nun zeitweise das Nest, entzieht sich langsam unserem Einfluss und wird eigenständig. Nicht, dass sie das vorher nicht gewesen wäre. Aber es ist eben ein ganz neuer Abschnitt, den ich nicht so begleiten kann wie die Grundschulzeit oder die Zeit im Kindergarten.
Doch das ist der Lauf der Dinge. Das Bibbern hat ein Ende, die Wunschschule wird zur Gewissheit und dieses wunderbare Kind entwickelt sich rasend schnell weiter. Sie hat uns gezeigt, dass sie bereit ist, Einsatz zu zeigen, Verantwortung zu übernehmen und sich langsam von uns zu lösen. Ich bin wahnsinnig stolz auf sie.
Und während die Große ihre ersten Tage am Gymnasium verbringt, rutscht die Prinzessin in die 3. Klasse und bekommt ihre ersten Noten, der Zwerg startet als Frischling in der Grundschule und der Frosch geht dann zum ersten Mal allein ohne Geschwister in den Kindergarten. Das wird sicher eine richtig spannende Zeit. Ich freue mich darauf!