Ein Schulübertritt steht an // Was ich mir für mein Kind wünsche
In nicht einmal mehr neun Monaten geht die Große auf eine weiterführende Schule. Hier bei uns laufen ab Mitte Februar die Voranmeldungen für die Wunschschulen und so langsam wird es ernst. Nein, eigentlich ist es schon das ganze Schuljahr ernst, denn wenn ich so bei anderen Eltern mitbekomme, wie viel Zeit die Kinder daheim mit Lernübungen,Paukereien und Druck verbringen, gehöre ich wohl zu einer anderen Spezies. Denn: Klar erinnere ich mein Kind an Tests und kontrolliere, ob die Hausaufgaben vollständig sind. Aber großartig Druck gibt es hier nicht. Dennoch mache ich mir Gedanken, wohin der Weg uns führt. der Schulübertritt in eine weiterführende Schule ist nun mal keine so einfache Geschichte.
Wo ist mein Kind am besten aufgehoben? Welche Dinge sind mir bei der Schulwahl wichtig? Und wo wird sie passend gefördert? Fragen, die ich mir bei der Grundschule nie stellen musste, weil es da einfach keine Auswahl gab. Du wohnst da, also gehst du auch da zur Schule. Basta.
Deswegen hatte ich auch vor kurzem auf Twitter gefragt, welche Gedanken andere Eltern zum Übertritt der Kinder haben. Was ihnen wichtig ist und welche Kriterien sie anlegen, um die passende Schule und Schulart für ihre Kinder zu finden.
Meine Idealvorstellungen an den Schulübertritt und das Drumherum
Auch, wenn ich jetzt einige vor den Kopf stoßen werde: Ich möchte nicht, dass mein Kind eine Mittelschule (früher Hauptschule) besucht. Kinder, die dort hin gehen, sind keine schlechteren Menschen und nicht weniger Wert. Aber ich sehe mein Kind dort absolut nicht. Sie ist ein absolut heller Geist, der ohne großartige Anstrengung gute Noten heim bringt, sich neue Dinge ohne Probleme aneignet und alles gefühlt nebenher schafft. Sicher sind ihre Noten nicht immer Bestleistungen, denn dafür müsste sie sich wirklich auf den Hosenboden setzen. Aber ich glaube, sie würde sich zu Tode langweilen, würde sie auf diesem Schulzweig landen, weil ihr der Stoff zu einfach fallen würde.
Ich sehe sie ehrlich gesagt mindestens auf der Realschule. Einer Realschule mit Chorklasse, sprachlichem Zweig, der das spätere eventuelle Abitur erleichtert und viel Freude an einem reichen Freizeitangebot. Meine Wunschvorstellung wäre allerdings das Gymnasium, weil ich gern hätte, dass sie sich durchbeißt und das beste aus sich heraus holt. Ich weiß, sie könnte es – wenn sie denn möchte. Aber ich weiß auch, dass der Druck von der Schule dort um einiges stärker ist, als wenn sie den, für sie bequemen, Mittelweg der Realschule wählt. Außerdem hat man eben mit einem Abi alle Türen offen und welcher Mensch gesteht sich schon ein, dass der Schulzweig eigentlich zu einfach ist und man gern „nach oben“ wechseln würde?
Im Endeffekt wünsche ich ihr, dass sie bei einer der Schulbesichtigungen jubelt „Da will ich hin!“ und dann auch die Vorfreude bleibt, bis ich sie an ihrem ersten Schultag in neuer Umgebung begleite. Dass sie der neuen Schulart und Klasse positiv gegenüber steht, schnell Anschluss findet und darin aufgeht, Wissen aufzusaugen und umzusetzen.
Was ich nun gar nicht als Faktor mit einbeziehe und einbeziehen möchte, sind ihre Freunde. Denn von meinen Freunden aus der Grundschule blieb mir eine. Wir saßen im Bus dennoch gemeinsam, trafen uns dann nach den Hausaufgaben und haben uns auch zwischendurch immer mal wieder aus den Augen verloren. Mittlerweile sind unsere Leben wieder relativ ähnlich und wir sehen uns wieder öfter. Alle anderen Freundschaften haben sich im Laufe der Schulzeit auf dem Gymnasium oder knapp danach entwickelt oder eben auseinander gelebt. Auch bei meiner Großen merke ich, dass die Freundschaften einfach nicht so fix sind, als dass man Entscheidungen davon abhängig machen sollte.
Die Wünsche meiner Großen an den Schulübertritt und die neue Schule
Nachdem wir auf einem Elternabend waren, der über die diversen Schulformen aufgeklärt hat, haben wir natürlich auch die Große gefragt, was sie möchte und wo sie sich sieht. In erster Linie merkte ich jedoch, dass sie sich da schon sehr von mir beeinflussen lässt. Natürlich könnten wir das zu unserem Vorteil nutzen. Aber unser Vorteil ist eben nicht ihrer. Was ihr wichtig ist, egal welche Schulart sie möchte, ist eine Chorklasse und die Möglichkeit, am Nachmittag Sportkurse zu belegen. Da das alle für uns in Frage kommenden Schulen haben, ist die Qual der Wahl natürlich noch immer nicht geringer.
In letzter Zeit äußert sie immer öfter, dass sie eigentlich auf das Gymnasium möchte, weil man ja noch immer wechseln kann, wenn es zu schwer wird. Und auch mit ihrer Lehrkraft hat sie schon darüber gesprochen, hat sie mir neulich erzählt.
Was die Maus allerdings auch immer wieder erwähnt, ist der Faktor Freunde. Sie möchte sich ungern komplett von allen verabschieden und ganz allein in eine fremde Schule gehen. Wenn dann doch das ein oder andere gewohnte Gesicht dabei ist, fühlt man sich auch gleich sicherer.
Und der wichtigste Punkt für sie ist, dass sie den ersten Schultag nicht allein bestreiten muss. Ihr ist es unheimlich wichtig, dass ich sie begleite und an der Hand nehme als sicherer Hafen. Dass sie das als Wunsch äußert, hat mich allerdings überrascht. Denn im Endeffekt war es für mich klar, dass sie am ersten Tag in der neuen Schule nicht allein ins kalte Wasser geschmissen wird und ich mit ihr dorthin fahre. Klar wird das eine Zerreißprobe, weil der Zwerg da auch seinen ersten Schultag hat, seinen allerersten, aber wir bekommen das schon hin.
Worüber ich bei der anstehenden Entscheidung noch grüble
Klar mache ich mir auch Gedanken, was ich mir für die Große so gar nicht wünsche. Vielleicht bin ich da ein wenig voreingenommen, aber ich möchte keine Schule, deren erster Eindruck solche Worte wie VERWILDERT oder HERUNTERGEKOMMEN implizieren. Ich möchte nicht, dass mein Kind mir irgendwann sagt, sie wäre lieber auf eine andere Schule gegangen, weil die Wahl, die wir gemeinsam getroffen haben, doch nicht so toll war. Wie viel Entscheidungskraft gestehe ich meinem Kind darüber hinaus eigentlich zu oder habe wirklich nur ich den Weitblick?
Und wovor ich noch Respekt habe, ist der weitere Umgang mit ihrer Leistung. Bisher lernt sie für sich, wenn sie denn lernt, und bringt immer passende Noten nach Hause. Was aber, wenn dem nicht mehr so ist? Darf/soll/muss ich etwas mehr Druck machen, außer sie daran zu erinnern, dass etwas ansteht? Nimmt sie es mir dann im Nachhinein übel, wenn ich zu nachlässig oder zu streng war?
Ich möchte sie nicht so unter Druck setzen, wie viele Eltern in der 4. Jahrgangsstufe es ja jetzt bereits tun. Ich will nicht, dass ihr Leben nur aus Lernen und Pauken und Druck besteht, sondern aus Freunden und vorrangig Spaß am Lernen. Natürlich wird nicht alles Freude bereiten, aber Zwang finde ich nun auch nicht wirklich toll und angebracht. Da einen Mittelweg zu finden, ist eine ziemlich harte Arbeit und auch immer wieder eine Gratwanderung.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern haben wir ja noch ein bisschen mehr Zeit, uns Gedanken über den Schulübertritt zu machen.
Und so sitze ich in regelmäßigen Abständen mit dem Herzmann da und wir philosophieren, was das Beste für die Maus wäre. Auch sie sitzt regelmäßig dabei und erzählt mal, sie möchte auf diese eine Schule. Das nächste Mal ist die andere Schule angestrebt. Festgelegt haben wir uns noch nicht endgültig. Und zum Glück haben wir auch noch ein paar Monate Zeit. Spannend ist es dennoch und ich frage mich, wohin sie ihr Weg führt.
Das, was uns bleibt, ist, sie zu ermutigen, das zu tun, wovor sie vielleicht Angst hat. Ihr die Hand reichen, sie schützend begleiten und ihr vermitteln, wir sind da. Und ich hoffe, wünsche mir von ganzem Herzen, dass das reicht und ihr eine so fundierte Basis gibt, dass sie ihren Weg ohne Reue macht und mutig voranschreitet. Dass sie auch mit Rückschlägen fertig wird und dennoch ihr Ziel erreicht – welches auch immer das sein mag.
Die Maus braucht kein Abitur, um glücklich zu sein. Sie braucht keine Karriereleiter erklimmen, um uns etwas zu beweisen. Aber so ein Abitur, oder zumindest ein guter Realschulabschluss mit der Option, das Abi nachzuholen, öffnet schon verdammt viele Türen. Außerdem führen viele Wege nach Rom und einen wird sie sicher bestreiten.
Und bis dahin nehmen wir alle Tag-der-offenen-Tür-Veranstaltungen wahr und filtern heraus, welche Schule und welche Schulart am besten zur Großen passen.
6 Kommentare
Isa
Uns steht das in einem Jahr bevor. Für uns ist es wichtig, dass sie in eine nahegelegene Schule geht, zu der sie alleine fahren kann. Und ihre Freundinnen sollte sie um sich haben. Letztendlich steht und fällt es doch mit den Lehrkräften und da hat man keinen Einfluss drauf.
Julie
Ja das stimmt. Welche Lehrkraft unterrichtet und wie der Umgang dann dort ist, darauf kann man schlecht Einfluss nehmen. Das ist etwas, was mir auch ein wenig Sorgen bereitet.
Mama geht online
Oh Gott, die Entscheidung möchte ich dir nicht abnehmen müssen. Schwierig. Bei uns steht dieses Jahr erst einmal die Einschulung an. Aber das finde ich schon schwierig genug. Ganztagsschule oder doch Hortbetreuung? Die Entscheidungen hören einfach nicht auf.
LG Anke
Julie
Da habt ihr ein paar mehr Optionen bei der Grundschule als wir. Hier gab es nur begrenzte Mittagsbetreuung bis 13 Uhr oder eben direkt nach Schulschluss heim.
Bei den weiterführenden Schulen können wir solche Dinge dann erst entscheiden, wenn wir uns denn für eine Schule festgelegt haben, da da die Betreuungs- und Freizeitprogramme auch stark variieren. Und dann wären ja da noch die Hobbies, die alle auf die Nachmittage fallen.
Ich hoffe, ihr findet für euch auch eine passende Lösung. 🙂
Liebe Grüße
Karin
Wir haben noch ein Jahr mehr Zeit, aber da es bei uns jetzt bald Zwischenzeugnisse gibt, ist mir die gleiche Frage vor Kurzem zum 1. Mal in den Kopf geschossen. Ich kann dir leider noch keine Tipps geben, werde aber mit Spannung euren Weg verfolgen und schauen, was ich für uns daraus ableiten kann.
Julie
Ja, man macht sich da schon recht zeitig Gedanken. Vor allem hinterfragt man auch ständig die noch nicht gefällten Entscheidungen. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr da auch zu einer für alle passenden Lösung kommt.