Für mehr Toleranz und Empathie – gegen Hetze
Ich hatte erst eine Diskussion mit einem Menschen, den ich sonst als Mensch wirklich schätze. Als wir dann aber auf das Thema „Flüchtlinge“ mit allem Drumherum kamen, war ich wirklich geschockt, entgeistert und zum Teil sogar sprachlos. Wer mich kennt, weiß, sprachlos bin ich in den seltensten Fällen.
Der O-Ton dieses Menschen war in etwa: Diese Leute kommen hier her, beschweren sich über alles und bekommen alles in den Hintern geplustert, während unsereins sich mit Hartz IV zufrieden geben muss, wenn er sich sein Leben lang den Buckel wund gearbeitet hat. Die bringen doch nur Unruhe rein und sind es nicht wert. Und dann schiebt sie der Staat nicht mal ab, wenn der Asylantrag nicht durch ging. Und warum kommen da eigentlich immer nur Männer? Die haben dann auch noch Kohle ohne Ende. Reiche junge Männer….
Jetzt frage ich mich, wer bestimmt, dass ein Leben „mehr wert“ ist als ein anderes? Ist es nicht in erster Linie Zufall, dass wir hier leben und uns fast komplett sicher sein können, morgen noch am Leben und nicht von einer Bombe zerfetzt zu sein? Warum wird in den Medien denn eigentlich fast ausschließlich von eskalierten Szenen und nicht von gut gelungener Integration berichtet? Auch wenn ich geflohen bin, muss ich dann erniedrigende und menschenunwürdige Zustände hinnehmen oder darf ich äußern, dass mich etwas stört?
Ich möchte nun einfach mal subjektiv darüber berichten, wie ich das sehe… Vor einiger Zeit wurde bekannt, dass das leerstehende Nachbarhaus einer Freundin zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert werden sollte. Im ersten Moment war ich alles andere als begeistert. Fünf Familien auf 100 qm zusammenzustecken, ist schon …. happig. Dann kamen sie dort an, hatten pro Familie einen Koffer. Zum Teil war nicht einmal Wechselunterwäsche vorhanden. Zahnbürsten? Deo? Seife? Babynahrung? Fehlanzeige. Sie hatten NICHTS. Diese Menschen waren einfach nur dankbar, dass sie ein Dach über dem Kopf und fließend Wasser hatten. Wir wurden beim Besuch, als wir zumindest ein paar Hygieneartikel und Grundnahrungsmittel vorbei bringen wollten, mit offenen Armen empfangen. Das Wenige, was diese Leute hatten, wurde mit uns geteilt.
Ja, untereinander gab es bei ihnen des öfteren Streit. Aber wo würde es das nicht geben, bei so vielen Menschen mit unterschiedlichen Religionen und Ansichten auf so engem Raum? Aber uns gegenüber ist nie nie niemals jemand ausfallend oder unhöflich geworden. Auch, wenn wir die Männer einer anderen Unterkunft, die ihre Familien ein halbes Jahr später zu sich holen durften, trafen, waren diese immer höflich und sehr hilfsbereit. Von meinen Nachbarn habe ich noch nie erlebt, dass diese zur Haustür heraus stürzen, um mir die schweren Einkaufstaschen abzunehmen oder mich fragen, ob sie den Rasen für mich mit mähen dürfen. Es kommen sicher auch Menschen hier her, die keine guten Absichten haben. Aber soll man nun deshalb wirklich alle anderen ablehnen, die Schutz suchen? Eine Zukunft?
Von Kindern habe ich bisher übrigens nur Abneigungen gegenüber anderen Menschen gemerkt, wenn sie zuvor von ihren Eltern infiltriert wurden. Kinder sind nämlich meist ganz ohne Vorurteile, bis sie diese vermittelt bekommen.
Mein Fazit: Bitte schere nicht alle über einen Kamm. Jeder Mensch hat seine Daseinsberechtigung. Und ich möchte mir kein Urteil darüber erlauben, ob die Gründe, warum man sein Land, in dem man aufwuchs, eine Existenz hatte, ein Leben, „einfach so“ verlässt. Mit nichts in der Hand. Nur einer Hoffnung, dass es dort, wohin sie gehen, besser sein wird. Ohne Angst. Und mal ganz ehrlich: Wer von uns ist denn wirklich komplett frei vom Migrationshintergrund?
Wenn du also morgens in Ruhe deinen Kaffee trinken kannst, deine Kinder ohne Angst auf dem Spielplatz toben und du dir keine Sorgen machen musst, wie du den heutigen Tag überlebst, dann hast du Glück. Verdammt viel Glück. Glück, welches diese Menschen, die flüchten müssen, nicht hatten.
Ich möchte mich nicht von Angst und Panik leiten lassen, sondern von eigenen Erfahrungen, Empathie und dem gesunden Menschenverstand!
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2 Kommentare
Edith
Liebe Julie, Dein Text spricht mir voll aus dem Herzen! Danke!
puddingklecks
Danke liebe Edith :*