Wir müssen darüber sprechen: Wie ich mit meinen Kindern internalisierte Misogynie sichtbar mache
Aufklärung von Kindern zwischen 6 und 10 über internalisierte Misogynie
Wir kennen wohl alle das Lied „Bauch, Beine, Po*“ von Shirin David. Und ich denke, die meisten von uns haben „Love is blind – Germany“ angesehen und waren beim Finale entsetzt, dass Hanni so von dem Moderatorenpaar zerfetzt wurde. Beides ist toxisch, sexistisch und enthält internalisierte Misogynie und ich finde, wir müssen darüber sprechen. Nicht nur untereinander, sondern auch mit unseren Kindern.
Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren befinden sich in einer entscheidenden Phase ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung. In diesem Alter beginnen sie, gesellschaftliche Normen und Rollenbilder intensiver wahrzunehmen und zu übernehmen. Es ist daher wichtig, ihnen ein Verständnis für Konzepte wie Gleichberechtigung, Respekt und die Auswirkungen von Vorurteilen zu vermitteln. Ein solches Gesprächsthema ist die internalisierte Misogynie – also die Verinnerlichung negativer Stereotype über Frauen und Mädchen durch Mädchen selbst.
Doch wie spricht man mit Kindern in diesem Alter über ein so komplexes Thema? Hier bekommst du von mir einige Ansätze, die faktenbasiert und gleichzeitig kindgerecht sind.
Wie feministische Erziehung funktionieren kann, kannst du hier nachlesen.
Was ist internalisierte Misogynie?
Internalisierte Misogynie entsteht, wenn Menschen die geschlechtsspezifischen Vorurteile und negativen Einstellungen, die in der Gesellschaft verbreitet sind, unbewusst übernehmen. Für Mädchen bedeutet das zum Beispiel, dass sie glauben könnten, weniger kompetent, stark oder wichtig zu sein als Jungen. Diese Einstellungen können dazu führen, dass Mädchen sich selbst oder andere Mädchen abwerten.
Warum ist es wichtig, darüber zu sprechen?
Unsere Kinder entwickeln ihre Sicht auf die Welt aus den Erfahrungen, die sie in ihrer Familie, in der Schule und in den Medien machen. Wenn wir ihnen nicht aktiv beibringen, schädliche Stereotype zu erkennen, werden sie diese unbewusst übernehmen. Das kann langfristige Folgen für ihr Selbstwertgefühl, ihre Beziehungen und ihre beruflichen Ziele haben.
Wie kann man das Thema kindgerecht erklären?
- Mit Beispielen arbeiten: Kinder verstehen komplexe Konzepte besser, wenn man Beispiele aus ihrem Alltag verwendet. Wenn ein Mädchen sagt: „Ich bin schlecht in Mathe, weil Mädchen darin einfach nicht gut sind“, kann das ein Anlass sein, zu erklären, dass solche Aussagen oft aus Vorurteilen entstehen, die nicht wahr sind.
- Geschichten erzählen: Geschichten über starke weibliche Vorbilder oder über Kinder, die Stereotype überwinden, können eine kraftvolle Botschaft senden. Es gibt viele Kinderbücher, die speziell darauf abzielen, Genderstereotype zu hinterfragen.
- Fragen stellen: Statt nur Informationen zu geben, kannst du Kinder ermutigen, selbst nachzudenken. Frage zum Beispiel: „Warum denkst du, dass manche Leute glauben, Jungs sind besser im Sport als Mädchen? Glaubst du, das stimmt? Warum oder warum nicht?“
- Rollenbilder analysieren: Gemeinsam mit Kindern könnt ihr Werbung, Filme oder Geschichten anschauen und darüber sprechen, wie Frauen und Mädchen dargestellt werden. Das hilft ihnen, kritisch mit Medien umzugehen.
Empathie und Selbstvertrauen stärken
Es ist wichtig, Kindern zu vermitteln, dass es in Ordnung ist, unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten zu haben, unabhängig vom Geschlecht. Dazu gehört auch, dass wir selbst als Erwachsene gute Vorbilder sind. Wenn Kinder sehen, dass sowohl Männer als auch Frauen in ihrer Umgebung Respekt und Gleichberechtigung erfahren, wird dies zu einem positiven Vorbild.
Der Umgang mit Jungen
Auch Jungen profitieren von solchen Gesprächen. Sie sollten lernen, dass sie Mädchen respektieren und dass es keine „männlichen“ oder „weiblichen“ Stärken gibt. Das hilft ihnen, Vorurteile zu hinterfragen und sich für Gleichberechtigung einzusetzen.
Ein langfristiger Prozess
Die Aufklärung über internalisierte Misogynie ist kein einmaliges Gespräch, sondern ein fortlaufender Prozess. Durch bewusste Erziehung, ehrliche Gespräche und gelebte Gleichberechtigung legen wir den Grundstein für eine Generation, die Vorurteile erkennt und ihnen entgegenwirkt.
Indem wir Kindern ein gesundes Verständnis von Respekt und Selbstwert vermitteln, helfen wir ihnen, in einer Welt voller Stereotype ihren eigenen Weg zu finden – frei von den Begrenzungen, die internalisierte Misogynie mit sich bringt.
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Aufklärung ist wichtig. Denn wenn wir wollen, dass unsere Kinder zumindest in ihrem sozialen Umfeld ein gleichberechtigtes Leben ohne Benachteiligung durch das Geschlecht erfahren, müssen wir bei uns selbst damit anfangen, Differenzen aufzuarbeiten und für uns und unsere Kinder sichtbar zu machen.
Herzlichst, die Julie
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