
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen // Ich bin müde vom Lipödem
Selten schreibe ich über meine chronischen Erkrankungen wirklich offen, reiße Lipödem und Migräne nur am Rand an, um mich nicht angreifbar zu machen und auch ein wenig, um „die gute Laune Julie“ beizubehalten. Aber aktuell hadere ich sehr mit mir. Mit mir und meinem Schicksal. Oder dem Lipödem. Denn es macht mir tatsächlich das Leben schwer. Mir fehlt die Leichtigkeit, weiter durchs Leben zu tanzen. Ich bin müde. Vom Lipödem.
Aber was genau ist das Lipödem?
Ich habe dir hier einmal ausführlich zusammen geschrieben (mit ein wenig KI-Hilfe), was diese Krankheit ausmacht:
Das Lipödem ist eine chronische, fortschreitende Fettverteilungsstörung, die nahezu ausschließlich Frauen betrifft. Es zeichnet sich durch eine ungleichmäßige Fettvermehrung an den Beinen, seltener auch an den Armen, aus. Charakteristisch ist, dass die Fettansammlungen symmetrisch auftreten, während Füße und Hände in der Regel ausgespart bleiben.
Das Lipödem wird außerdem zunehmend als eine systemische entzündliche Erkrankung betrachtet. Forschungen zeigen, dass im betroffenen Fettgewebe chronische Entzündungsprozesse ablaufen, die nicht nur lokale Beschwerden verursachen, sondern sich auch auf den gesamten Körper auswirken können.
Ursachen und Entstehung
Die genauen Ursachen des Lipödems sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass hormonelle Faktoren eine zentrale Rolle spielen, da die Erkrankung oft in Phasen hormoneller Veränderungen wie Pubertät, Schwangerschaft oder den Wechseljahren auftritt. Zudem scheint eine genetische Veranlagung eine bedeutende Rolle zu spielen, da Lipödem häufig innerhalb von Familien vorkommt. Eines meiner Kinder hat auch sichtbare Anzeichen dafür.
Symptome und Verlauf
Die Erkrankung beginnt meist schleichend und entwickelt sich über Jahre hinweg. Typische Symptome sind:
- Disproportionale Fettansammlung: Die Beine oder Arme erscheinen im Vergleich zum restlichen Körper unproportional voluminös.
- Druck- und Berührungsschmerzen: Selbst bei leichtem Druck oder Berührungen kann es zu Schmerzen kommen.
- Schweregefühl und Spannungsgefühl: Betroffene berichten häufig über ein Gefühl von Schwere und Enge in den betroffenen Bereichen.
- Neigung zu Blutergüssen: Aufgrund einer erhöhten Fragilität der Kapillaren treten schnell blaue Flecken auf.
- Ödeme: Im Tagesverlauf können Wassereinlagerungen entstehen, die zu zusätzlichen Beschwerden führen.
Bei mir hat das Ganze mit klassischer übermäßig ausgeprägter Cellulite angefangen. „Ich habe halt ein schlechtes Bindegewebe“ war so die Standardaussage zu meinen Beinen. Dazu blaue Flecken auch nur bei leichtesten Berührungen. Durch die Schwangerschaften wurde das Ganze dann immer mehr und mittlerweile sind auch meine Arme betroffen und sehr empfindlich.
Bei Lipödem-Patientinnen ist das Fettgewebe nicht nur vergrößert, sondern es enthält auch mehr entzündungsfördernde Zellen (z. B. Makrophagen). Diese setzen entzündliche Botenstoffe wie Zytokine und Adipokine frei, die das Gewebe weiter reizen und langfristig zu einer Art stillen, chronischen Entzündung führen.
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Folgen dieser Entzündung können sein:
- Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit: Entzündungen verstärken die Schmerzempfindlichkeit der Nerven im Fettgewebe.
- Schwellungen und Wassereinlagerungen: Entzündliche Prozesse können die Durchlässigkeit der Blutgefäße erhöhen, was Wassereinlagerungen (Ödeme) begünstigt.
- Eingeschränkte Durchblutung: Die Entzündung kann die Mikrozirkulation stören, wodurch das Gewebe schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird.
- Verhärtetes, fibrotisches Gewebe: Im fortgeschrittenen Stadium kann das Fettgewebe bindegewebsartige Strukturen (Fibrosen) entwickeln, die es fester und weniger elastisch machen.
Und genau das macht müde, weil mein Körper im Endeffekt den ganzen Tag damit beschäftigt ist, diese Entzündungen zu bekämpfen. Das raubt unfassbar viel Energie.
Abgrenzung zu anderen Erkrankungen
Lipödem wird oft mit Adipositas oder Lymphödem verwechselt. Während Adipositas eine generelle Gewichtszunahme des Körpers betrifft, ist Lipödem auf spezifische Körperbereiche beschränkt und geht mit Schmerzen einher. Im Gegensatz zum Lymphödem, bei dem es zu Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe kommt, verursacht Lipödem keine dauerhafte Schwellung der Füße oder Hände.
Ob du an Lipödem leidest, kann dir ein Phlebologe sagen. Dafür sind die Wartezeiten aber oftmals sehr lang. Und leider ist Lipödem bis heute selten (an)erkannt und akzeptiert.
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Behandlungsmöglichkeiten
Da Lipödem eine chronische Erkrankung ist, gibt es keine Heilung, aber verschiedene Behandlungsansätze, die Symptome lindern können:
- Konservative Therapie: Dazu gehören manuelle Lymphdrainage, Kompressionstherapie (z. B. Kompressionsstrümpfe) sowie Bewegung und gesunde Ernährung.
- Liposuktion (Fettabsaugung): Eine chirurgische Option, um die krankhaften Fettzellen zu entfernen und Schmerzen zu reduzieren.
- Schmerzlindernde Maßnahmen: Schmerzmanagement durch Medikamente, Physiotherapie und gezieltes Training.
Da Lipödem mit chronischer Entzündung verbunden ist, können entzündungshemmende Maßnahmen helfen, Symptome zu lindern:
- Ernährung: Eine entzündungshemmende, pflanzenbasierte oder zumindest stark pflanzenreiche Ernährung kann helfen (Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien, wenig Zucker und Transfette).
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und hilft, Entzündungen abzubauen.
- Lymphdrainage & Kompression: Reduziert Schwellungen und verbessert die Mikrozirkulation.
- Medikamente & Nahrungsergänzung: Bestimmte Substanzen wie Curcumin (aus Kurkuma) oder entzündungshemmende Kräuter könnten unterstützend wirken.
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Zu meinen Neujahrsvorsätzen galt ja, dass ich mich um meine gesundheitlichen Probleme kümmere. Und ich bin ehrlich: Aktuell klappt das mehr schlecht als recht. Das liegt einerseits daran, dass es mir wahnsinnig schwer fällt, mich dauerhaft sinnvoll zu ernähren, sprich antientzündlich. Aber auch daran, dass es mir mit meinem Müdigkeitsgrad – und da zählt nicht nur das Lipödem als Ursache, sondern auch nachts wandernde Kinder und ziemlich unruhige Gedanken – schwer fällt, mich aufzuraffen und zu bewegen.
Dazu kommt, dass hier einfach ganz andere Baustellen zusätzlich offen sind, die Priorität haben. Weil sie uns alle betreffen und nicht nur mich. Ja, vielleicht ist das ein bisschen vorgeschoben und dennoch darf ich jammern, denn schließlich ist das ja mein Blog oder?
Jedenfalls bin ich seit 10 Tagen wieder dabei. Ich tracke streng meine Ernährung, achte auf Mikro- und Makronährstoffe und versuche, mehr Sport in meinen Alltag zu integrieren. Es kostet allerdings wahnsinnig viel Überwindung und Kraft, da am Ball zu bleiben. Gerade setze ich mich mit antientzündlicher Ernährung auseinander und hoffe, ich bekomme sie irgendwie in unser Familienleben integriert.
Weil ich für meine Kinder die Mama sein möchte, die sie verdienen. Die Mama, von der sie noch lange etwas haben, die mit ihnen über den Spielplatz tobt, zur Giraffenaffengang tanzt und nicht nach zwei Etagen vor Schmerzen aufgibt, den Turm zu erklimmen. Aber auch, weil ich mir wieder mehr Lebensqualität zurück wünsche. Mehr Lebensqualität und weniger Müdigkeit.
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Leidest du auch daran? Wie sind deine Erfahrungen damit? Mein großes Sparprojekt ist tatsächlich eine Liposuktion, weil ich mir davon endgültige Schmerzfreiheit verspreche. Nur leider ist mein Grad nicht hoch genug, als dass die Krankenkassen da mitspielen.
Also heißt es Augen zu und durch. Bis zum Ziel. Weil aufgeben ist nicht.
Herzlichst, die Julie
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4 Kommentare
Anne
Puh, das klingt sehr kräfte- und nervenzehrend. So ähnlich geht es mir mit der MS – der Körper kämpft permanent gegen sich selbst und das kostet so viel Energie, die an anderen Stellen fehlt… und ironischerweise bräuchten wir ja eigentlich eine Extraportion Energie, um uns neben dem normalen Alltag mehr um diese Baustellen zu kümmern. I feel you…
Julie
Hach,da sagst du was. Und MS ist ja nochmal eine ganz andere Hausnummer! Die Energie gibt es leider nicht in Vorratspacks. Ich wünsch dir alles Gute!
Yvonne
Liebe Julie, danke, dass du so offen darüber sprichst. Das macht bestimmt einigen, denen es genauso geht, Mut. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht immer einfach ist udn dann noch mit einem Alltag mit 6 Kindern. Das ist ja komplett gesund schon eine Herausforderung. Ich finde es super, dass du es so diszipliniert angehst und dich nicht unterkriegen lässt. Ich wünsche dir viel Kraft und Energie, alles so durchzuziehen, wie es dir gut tut!
Julie
Hach du Liebe! Ich versuche einfach, das beste draus zu machen, aber weder mir noch anderen etwas vorzugaukeln. Schön ist es nicht, sich einzugestehen, dass man chronisch krank ist.