Papa in Elternzeit // warum uns diese Zeit so wichtig ist
Heute vor zwei Wochen kam unser letztes Wunder zur Welt. Vor 14 Tagen habe ich ein komplettes kleines Leben aus meinem Körper gepresst. Seitdem ist der Papa in Elternzeit. Er ist hier, schmeißt den Haushalt, macht mit den Kindern die Hausaufgaben, wickelt unermüdlich und nimmt alle Aufgaben als Elter wahr, während ich mit dem Baby oder mir selbst beschäftigt bin.
Papa in Elternzeit – eine Bereicherung für uns alle
Das ist übrigens schon das 5. Mal, dass mein Mann einfach da ist. Das 5. Mal, dass er sich den ersten Monat und einen weiteren etwas später im Leben seines Kindes nimmt und wir gemeinsam als Familie in der neuen Situation ankommen. Dass wir unser neues Wunder als Elternpaar in Ruhe kennenlernen dürfen. Er entzerrt den kompletten Alltag
Und gleichzeitig haben die großen Kinder einen Ansprechpartner, einen Puster für Wunden, einen Berater in sämtlichen Belangen. Sie müssen nicht zurück stecken, sondern die Normalität geht für die großen Vier großteils einfach weiter, was dazu beiträgt, dass hier ungelogen absolut keine Eifersucht auf den neuen Erdenbürger herrscht. Eher ist hier dauerhaft Verliebtheit angesagt.
Papa in Elternzeit – mein Halt
Und wie das in einer Großfamilie ist, kommt immer alles auf einmal. Ich stecke noch im Wochenbett, verarbeite die Geburt. Die Große trägt neuerdings eine ziemlich große Schiene am Schreibarm, weil sie einen Fahrradsturz abfangen wollte. Und nebenbei sind 6 der 7 Familienmitglieder angeschlagen. Und das schlimmste? Das Baby ist auch betroffen. Der arme kleine Kerl schnupft ziemlich fürchterlich und es tut mir richtig leid, wie er leidet. Ich glaube, wir Eltern kennen das alle, dass wir den ganzen Mist unserer Mäuse am liebsten abnehmen würden und an ihrer Stelle betroffen sein wollen.
Und dieser wundervolle Mann? Er trägt unermüdlich den kranken Spatz, bekämpft Mount Washmore, kocht und hält nebenbei die Jungs in Schach, die gerade dank Magen-Darm im Kindergarten hier zuhause betreut werden. Er wickelt nachts das Baby, während ich zur Toilette hüpfe und beruhigt ihn, wenn ich gerade unter der Dusche stehe und nimmt mich in den Arm, wenn mir für wenige Minuten alles zuviel wird.
Ja, ohne diesen unheimlich tollen Mann würde hier etwas fehlen. Er ist mein Halt, mein Rückhalt. Das Rädchen, das hier alles am Laufen hält und den Überblick behält.
Zusammen wachsen als Familie braucht Zeit
Wäre mein Mann beim ersten Kind nicht da gewesen, ich wäre an der neuen Situation – so ganz auf mich allein gestellt – zerbrochen. Ja, das klingt ein wenig unselbstständig. Aber ehrlich, wer ein Baby hat, das außer zu schreien und schlafen nichts kennt, ist irgendwann durch. Gemeinsam als Team war es dennoch zu stemmen. Er fing mich auf, wenn ich mal wieder an meinen Qualitäten als Mama zweifelte und ich fing ihn auf, während er nach einem passenden Job suchte, der unserer Tochter einen geregelten Tagesablauf mit ihm ermöglichte. So waren wir beide nicht nur darauf bedacht zu funktionieren, sondern nahmen gemeinsam die Situation an, wuchsen als Familie zusammen und entwickelten für uns beide Verständnis.
Als Familie ankommen und die Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen, das braucht Zeit. Viel Zeit. Die komplette Familiensituation ändert sich. Wenn man sich vorher nur als Paar kannte, ist die Umstellung zur Einkindfamilie eine riesige Sache. Aber auch wenn schon Kinder vorhanden sind, ändert sich einiges. Das zuvor kleinste Kind wird plötzlich großes Geschwister. Es muss lernen, dass nun andere Dinge Priorität haben und es unter Umständen zurückstecken muss. Sich damit abzufinden und sich anderen Dingen unterzuordnen ist weder für Kinder noch für Erwachsene einfach. Je mehr Zeit gegeben ist, desto eher ergibt es sich, dass alle in der neuen Konstellation ankommen.
Gemeinsame Elternzeit als Bereicherung
Sicher sind die Monate, in denen mein Mann hier ist, finanziell gesehen ziemliche Einbußen. Da fallen dann eben die Gerichte noch einfacher aus oder die Ausflüge beschränken sich auf kostenlose Dinge wie den Baggersee oder den Barfußprad. Aber für uns als Familie ist es eine Bereicherung, dass der Papa die ersten Wochen aktiv dabei ist, mich in sämtlichen Bereichen entlastet und die großen Kinder so kaum zurückstecken müssen. Und auch für ihn ist es eine tolle Möglichkeit, außerhalb des Jahresurlaubs den Alltag seiner Kinder aktiv mitzugestalten und das neue Familienmitglied ankommen zu lassen.
Gerade, während ich hier am Laptop sitze und schreibe, wiegt dieser wundervolle Mann unser Baby in den Schlaf, hat ihm zuvor eine frische Windel verpasst. Später, wenn ich wieder an der Reihe bin, den kleinen Keks zu versorgen, weiß ich schon, dass da dann irgendwann ein Cappuccino neben mir steht, er dafür sorgt, dass wir die nötige Ruhe haben, uns auszukurieren und die Hausaufgaben erledigt sind.
Die Schwangerschaft musste ich alleine bestreiten. Aber jetzt, jetzt können wir uns die Aufgaben teilen, gemeinsam wachsen als Familie, als Eltern. Wir geben uns Halt, beschwichtigen, trocknen Tränen, lachen gemeinsam und durchwachen die Nacht. Und ich glaube ehrlich, wenn man diese Zeit gemeinsam (nicht nur nebeneinander) durchlebt, dann haut einen so schnell nichts mehr aus der Bahn. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, uns als Paar bringt es näher. Verständnis entsteht nämlich leichter, wenn man den Weg gemeinsam geht, miterlebt und nicht nur ausschnittweise wahrnimmt.
Herzlichst, die Julie
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