Prag mit Kindern // Unser Urlaubsbericht
Solange noch alles so frisch ist, muss ich es nutzen und erzähle dir von unserem Urlaub in Prag. Denn Prag, meine Herzstadt, hat sich als wirklich tolles Urlaubsziel erwiesen, auch wenn die meiste Zeit mindestens einer von uns krank war. Natürlich haben wir nicht im Ansatz so viel gesehen, wie wir uns vorgenommen hatten, aber es hat sich dennoch total gelohnt. Was wir alles erlebt haben und wie die Kinder unseren Urlaub empfunden haben, das gibt es jetzt hier zu lesen, während ich durch Urlaubsbilder blättere und doch ein wenig lächeln muss. So eine chaotische Zeit hatten wir selten. Prag mit Kindern – immer ein Erlebnis wert!
Aber von vorn.
Nach einer ziemlich interessanten Zugfahrt nach Prag liefen wir mit Kindern und Koffer durch die Stadt, um das Restaurant mit unserem Schlüssel im Safe zu finden. Im Anschluss ging es weiter zur Ferienwohnung, die wir vor Weihnachten übers Internet gebucht hatten. Von außen sah das Ganze wenig einladend aus, auch das Treppenhaus war ziemlich herunter gekommen, was mir ein wenig Sorge bereitete. Allerdings, als die Wohnungstür aufsprang, waren alle Zweifel unberechtigt, denn wir standen in einer hübsch renovierten und hell strahlenden Altbauwohnung. Für jemanden wie mich, die bisher in Prag nur Hostels genossen hatte, war das der Aufstieg in eine ganz andere Liga. Einfach nur schön. Und auch den Kindern gefiel es unheimlich gut.
Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, machten wir uns auf den Weg, die Stadt zu erkunden. Zu Fuß, versteht sich, denn der Altstadtkern ist relativ überschaubar und auch gut abzulaufen – wenn man nicht gerade durch eine Schwangerschaft so eingeschränkt ist wie ich.
Orte, die wir mit den Kindern besichtigt haben:
Natürlich wollten wir viel mehr schaffen, aber in Anbetracht der Umstände, nämlich nur ein ganzer Tag, den alle gemeinsam gesund waren, haben wir einiges anschauen und bewundern können.
Der jüdische Friedhof und die Synagoge
Das war ein „Programmpunkt“, der mir unheimlich wichtig war. Ich finde es unheimlich wichtig, dass die Kinder für so ein Thema sensibilisiert werden. Also liefen wir direkt am Tag nach unserer Anreise dorthin und ich erklärte den Kindern auf dem Weg, was es mit diesem Ort auf sich hat. Sicher, für den Frosch und den Zwerg ist das alles nicht wirklich greifbar. Für die beiden Mädels mit ihren 8 und 9 Jahren allerdings war das etwas, was sie erst einmal sacken lassen mussten. Allein die vielen Namen an der Wand der Synagoge mit Geburts- und Sterbedatum waren etwas, das sie sehr berührt und zum Nachdenken gebracht hat. Und auch der Friedhof selbst war sehr beeindruckend für sie.
Das Lego-Museum
Hierbei handelte es sich um einen wirklichen Kindheitstraum meines Mannes. Dort angekommen und die Karten besorgt, ging es durch eine Treppe in den Keller des Gebäudes. Und es war alles voller Legoteile. Wir konnten unter anderem die Freiheitsstatue bewundern, sämtliche Lego-Sets seit Beginn des Lego-Imperiums inklusive Erscheinungsjahr und Anzahl der Bausteine begutachten und in einem Raum stundenlang mit den Bausteinen bauen. Außerdem – und da dachten wir erst, es geht dem Ausgang entgegen – gab es noch ein weiteres Stockwerk mit der Lego Star Wars Reihe. Kannst du dir ausmalen, welche Glücksgefühle der alte Herr an meiner Seite hatte? Und wie oft der Mund der Kinder offen stand, als sie durch die Gänge schlenderten und sämtliche Schiffe, Schlösser und Skulpturen bewunderten?
Der Spielplatz hinterm Kulturzentrum Sophienpalais
In der Moldau, die durch Prag fließt, gibt es ein paar wirklich tolle Inseln. Da wir natürlich mit Kindern unterwegs waren, musste auch ein Spielplatztest her. Und was soll ich sagen? Die Kinder waren von dem Spielplatz und seiner Sauberkeit begeistert. Außerdem war für Kinder zwischen 1 und 10 wirklich einiges geboten. Von drehenden Tassen zu Schaukeln über eine riesige Fläche mit Sand. Nach etwas über zwei Stunden musste ich die Kinder dann doch vom Spielplatz lösen, weil wir Eltern allein schon beim Zuschauen hungrig geworden sind und ein Restaurant aufsuchen wollten.
Das Schokoladenmuseum mit Pralinenvorführung
Wer mich kennt, weiß, ich liebe Schokolade. Da war es also klar, dass wir das Schokoladenmuseum unbedingt besuchen wollten. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. Man erfährt neben der Geschichte der Schokolade und den Eigenschaften der Kakaopflanze noch so einige andere interessante Dinge, darf sich durch Schokoladenplättchen probieren und zum Abschluss gibt es alle 30 Minuten eine Vorführung, wie Pralinen entstehen. Die dürfen natürlich auch vernascht werden. Außerdem kann man zusätzlich noch Kurse obendrauf buchen, um selbst Pralinen oder Schokolade herzustellen, wenn man das möchte.
Das Wachsmuseum beim Schokoladenmuseum
Während das Schokoladenmuseum im zweiten Stock eines Altbaus sitzt, ist das Wachsmuseum direkt einen Stockwerk tiefer und kann mit einem Kombiticket mit besichtigt werden. Das haben wir uns dann natürlich nicht nehmen lassen und wollten wissen, wie nah die Wachsfiguren am Original sind. Also lasen wir uns durch sämtliche tschechische Mythen (die wurden nämlich in vielen Sprachen auf Leder verfasst und zu einem Buch an der jeweiligen Figur ausgestellt), wie die Geschichte des Rabbi Löw, der den Golem erschuf. Außerdem schüttelten wir Celine Dion die Hand und konnten uns von Mick Jaggers einmaligem Gesicht überzeugen. Für kleinere Mäuse ist das allerdings nichts, weil sie weder mit den Berühmtheiten noch mit Politikern wirklich etwas anfangen konnten.
Hamleys Spielzeugladen in der Nähe des Wendelsplatzes
Um den Kindern zum Abschluss eine Freude zu machen, machte sich der Herzmann mit den gesunden Mäusen auf den Weg zu Hamleys, dem größten Spielzeuggeschäft Mitteleuropas. Erst dachte ich, die vier seien verschollen, während die Große und ich in der Wohnung gegen ihr Fieber ankämpften. Aber die Tatsache ist: Es ist dort gigantisch, die Kinder können sämtliche Spielsachen ausprobieren und sich ausleben, bevor sie sich ein Souvenir für zuhause aussuchen. Ein wenig erinnert es auch an die großen Läden, die man in den amerikanischen Weihnachtsfilmen sieht.
Prag mit Kindern: Kinderfreundlichkeit?
Auch wenn es einige mutige Eltern gab, die ihre kleinen Kinder tapfer rüttelnd über Kopfsteinpflaster schoben, hätte ich es wohl als sehr unangenehm empfunden, da den Kinderwagen sinnvoll einsetzen zu können. Prag 1 ist einfach gepflastert und hat kaum ebenen Boden. In der Stadt selbst sahen wir kaum Kinder. Einmal eine Krippengruppe, die mit unseren Kindern den Spielplatz rockte, vereinzelt Kinder, die nach Schulschluss heim eilten. Aber sonst? Als würden sie nicht existieren.
Was mir aber unheimlich positiv in den Museen auffiel: Sie waren nicht auf Großfamilien eingerichtet, freuten sich aber dennoch immer, uns empfangen zu dürfen und legten wirklich ausnahmslos einen Rabatt für uns bereit. Egal wo wir waren, wir mussten immer höchstens den Eintritt für zwei der vier Kinder begleichen und die anderen wurden einfach augenzwinkernd durchgewunken.
Ebenso in den Restaurants fiel mir auf, wie selbstverständlich die Kinder integriert wurden. Während hier in Deutschland schon die Nase gerümpft wird, wenn man mit mehr als dem einen „Standardkind“ das Lokal betritt, wurden wir überall freundlich empfangen, liebevoll bedient und beraten und unsere Kinder waren zu keiner Zeit ein Problem. Nicht einmal, als der Frosch sich lauthals beschwerte, dass Mayo bei seinen Pommes fehlten. Das wurde einfach nachgereicht und gut war es.
Mein persönlicher Restauranttipp für Prag mit Kindern:
Nachdem ich ja bewegungstechnisch nicht wirklich auf der Höhe war (und noch immer nicht bin), haben wir uns nach Restaurants in der Nähe der Ferienwohnung umgesehen. Nachdem wir einige getestet hatten – und wirklich nie ins Klo greifen mussten – war an unserem letzten Tag vor der Abreise die Große krank und wollte keinen Meter zuviel gehen. Also bissen wir die Zähne zusammen und gingen in das kleine Lokal schräg gegenüber unserer Ferienwohnung, das von außen gar nicht so einladend aussah.
Drinnen schallte uns dann wilde Musik entgegen, es standen Tische mit Barhockern herum und zwischendrin ganze Sitzlandschaften mit Ledercouches. Außerdem war der Mittelpunkt dieses Restaurants eine riesige offene Küche. Man kann also bequem zuschauen, wie sie das Essen zubereiten. Kaum hatten wir einen Platz gefunden, lieferte uns die nette Bedienung Stifte, Spitzer und Papier für die Kinder. Die waren natürlich Feuer und Flamme und wippten zusätzlich zur Musik. Nachdem wir uns nicht einig wurden, was wir essen möchten, bestellten wir einfach von allem ein bisschen.
Und auch, wenn wir in Prag wirklich immer gut gegessen hatten und die Kinder immer herzlich empfangen worden waren, der Dutch Pub (den kannst du dir >>hier<< ansehen) übertraf wirklich alles. Die Atmosphäre, der Umgang mit den Kindern und die liebevoll zubereiteten Speisen waren einfach nur zum Niederknien. Das hätte ich diesem unscheinbaren Laden nicht zugetraut. Und im Nachhinein ärgerten wir uns natürlich, dass wir dieses Restaurant nicht schon früher getestet hatten.
Mein Fazit zum Urlaub in Prag:
Prag ist eine wunderbare Stadt, die man nicht in wenigen Tagen „abarbeiten kann“. Gerade in der Prager Altstadt kann man sich komplett verlieren, da es an allen Ecken etwas anzusehen gibt oder man sich einfach nur in eines der zahlreichen Cafés setzt, um den Trubel zu beobachten. Wer gut zu Fuß unterwegs ist und Kinder hat, die gerne laufen und sich von Museen, Gebäuden und jüdischer Geschichte verzaubern lassen möchte, ist in dieser Stadt genau richtig.
Die Preise in Tschechiens Hauptstadt sind mittlerweile – nicht so, wie vor einigen Jahren – ziemlich angestiegen. Die Lebensmittel für den alltäglichen Bedarf (wir hatten uns über Billa Obst und Gemüse besorgt) haben mittlerweile ein Preisniveau, das unserem recht ähnlich ist, wenn nicht gar höher.
Die öffentlichen Verkehrsmittel, abgesehen von der An- und Abreise, haben wir so nicht gebraucht, da unsere Wohnung ziemlich zentral gelegen war und man im Radius von etwa 1,5 km alles erreichen konnte.
Ein paar Tage, nachdem wir wieder daheim angekommen waren, sagte die Prinzessin zu mir: „Mama, wenn ich älter bin, möchte ich nochmal dahin. Mit dir. Und dann schauen wir uns alles an, was wir diesmal nicht geschafft haben. Ich liebe diese Stadt!“ Und das sagt ja schon einiges aus oder?