Gedankenwelt,  Life

Rosa Glitzerpups war alle!

Ich habe lange überlegt, ob ich so offen reden und schreiben darf. Denn wenn man sich mit anderen Eltern unterhält, bekommt man oft den Eindruck, alles sei perfekt. Eine aufgeräumte Wohnung, „wohl erzogene“ Kinder, total lässige Eltern, ein liebevoller Partner, das volle rosa Wolken Programm eben. Schade finde ich es, dass kaum jemand zugibt, dass Eltern sein eben nicht nur Friede Freude Eierkuchen, sondern auch harte Arbeit, anstrengend und ab und an auch wirklich nervenaufreibend ist. Realität eben.

Realität

Meine Kinder sind toll, so wie für jede Mama und jeden Papa wohl die eigenen Kinder am tollsten sind. Und so soll es auch sein. Ich liebe sie. Sehr sogar. Die Zeit mit meinen Kindern ist kostbar und rar, denn ich bin mir bewusst, dass mit jedem Tag, der vergeht, ein bisschen mehr Abnabelung passiert. Meistens erfüllt es mich mit Stolz, manchmal macht es mich furchtbar traurig und manchmal machen mir die Begleiterscheinungen, die damit einher gehen, unheimlich zu schaffen. Denn in manchen Situationen habe ich kein Verständnis. Und ich möchte auch keines heucheln. In manchen Situationen bin ich eben die doofe Mama, die Grenzen aufzeigt und sich durchsetzen muss, weil ich die Reichweite des Handelns einfach viel weiter überblicken kann als meine Kinder.

Sicher versuche ich, in vielen Situationen einen Kompromiss zu finden, mit dem alle zufrieden sind. Wir frühstücken am Wochenende zum Beispiel immer die Dinge, die sich die Kinder wünschen. Ausflüge werden abgesprochen und abgestimmt. Ich spiele auch gern das Mamataxi zu diversen Freizeitaktivitäten. Aber es gibt nun mal nicht überall die Möglichkeit, alles auszudiskutieren und eine, für alle befriedigende, Lösung zu finden. Und das möchte ich ehrlich gesagt auch nicht.

Denn weißt du, im Endeffekt kommen wir dennoch zu dem Schluss, dass zum Beispiel Schule Pflicht ist und Hausaufgaben zur Übung wichtig sind. Und nein, ich möchte auch kein Verständnis dafür zeigen, dass der pure Wille der Mäuse nicht mit meinen Grundbedürfnissen konform geht. Denn morgens um 4 kann ich von einem Schulkind, das aus Langeweile nicht mehr schläft, erwarten, dass es sich leise verhält und nicht das ganze Haus wach singt. Denn es ist nämlich auch ziemlich doof, wenn man morgens geweckt wird, nachdem man weit über die Schlafenszeit hinaus unter der Bettdecke noch gespielt und sich mit Kinderschminke zugekleistert hat. Weißt du, worauf ich hinaus möchte?

Doofe Mami

Manchmal bin ich dann eben keine liebe Mami mehr, sondern eine strenge, die ihren Kindern sagt, sie möchten bitte an der Hand gehen, weil die Lastwagen an der Hauptstraße zu sehr durchbrettern. Manchmal bin ich eben die blöde Mami, die ihrem Zwerg bestimmt und direkt NEIN! sagt, wenn er zum 20. Mal nach Kaba bettelt und Wasser ablehnt, obwohl die Zähne schon geputzt und und alle schlafbereit sind. Ja, manchmal bin ich auch die doofe Mama, die den Mäusen sagt, sie sollen doch bitte endlich den Schnabel halten, weil eben ich gerade spreche. Und manchmal bin ich einfach nur die Meckermama, weil ich mir mürrisch 5 Minuten Ruhe erbitte, weil die Nacht eben total bescheiden war und meine Kinder nicht, wie in den meisten erzählten Elterngeschichten, von Anfang an durchschlafen, sondern sogar das Schulkind noch regelmäßig nachts kommt.

Und dann, ja dann dürfen sie auch für den Moment wütend auf mich sein und sich ärgern, dass sie ihren Willen nicht durchsetzen konnten. Denn ich bin auch nur ein Mensch. Und auch ich habe meine Grenzen der Geduld und des Verständnisses. Und dennoch habe ich das Wohl meiner Kinder immer im Fokus. Und dennoch liebe ich sie so, wie eine Mama ihre Kinder nur lieben kann.

Ich würde mir wünschen, wenn auch andere Eltern offen sprechen und nicht alles verklären würden. Das würde einiges an Druck von den Neumamas und Neupapas nehmen. Hätte ich beim ersten Kind gewusst, was ich heute weiß, hätten Schon-Eltern damals offen mit mir gesprochen, wäre ich weit entspannter gewesen und hätte nicht im Ansatz so oft das Gefühl gehabt, etwas falsch zu machen oder zu versagen. Wenn man damals ehrlich mit mir gesprochen hätte, hätte ich eher gewusst, dass man kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man mal nicht locker und lustig, sondern streng und verneinend ist.

Nein, es muss nicht immer rosa Glitzerpups sein. Auch ich darf und muss Grenzen für ein angenehmes Miteinander ziehen.

Oder was meinst du?

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