Studieren mit Kind – Sommerferienedition
Es wurden so viele Wünsche geäußert, dass ich nach meinem ersten Einblick ein Update zum Thema Studieren mit Kind(ern) gebe. Also, ja, hier kommt es. Zwei Monate als Studentin sind vorbei und ich kann wieder ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Achtung, ab und an werde ich überspitzt zu lesen sein und vielleicht rutscht auch ein bisschen verzweifelter Sarkasmus mit rein. Irgendwie muss ich das ja auch überstehen, wa? 😀
Also eins vorweg: Mir macht das Studium unheimlich viel Spaß und ich investiere wirklich viel Zeit rein. Aber ich bin ein absolut unstrukturierter Mensch, was Ablauf, Lernen und dergleichen angeht. Dazu sind meine Ansprüche an mich leider höher als das, was ich eigentlich leisten kann.
Nachdem ich mich recht schnell durch den ersten Kurs gewühlt und den – für mein Verständnis wirklich gut – bestanden habe, sitze ich nun seit 6 Wochen an einem Kurs, dessen Inhalt ich wirklich mag. Allerdings ist für das Bestehen des Kurses eine Einsendearbeit nötig. Und ich bin furchtbar schlecht im ausführlichen Schreiben wissenschaftlicher Texte. Für mich sind das eben Themen, die man auf 3-5 Sätze herunterbrechen könnte. Ja, könnte …
Jetzt übe ich also, diesen Inhalt ausführlich über mehrere Seiten zu erklären und mit Fachliteratur zu belegen, weil das eben der Anspruch des Kurses – und auch für die Note – ist. Und zwischendrin hadere ich.
Die Geister der Vergangenheit
Kennst du diese typischen Sätze, die das Selbstbild negativ prägen? Sowas, wie „Das hätte aber auch besser sein können!“ und „Du wirst das eh nie gebacken bekommen!“? Diese kleinen leisen Stimmen wühlen sich gern durch meinen Kopf und treten ab und an ganz schön laut in Erscheinung. Wenn ich zum Beispiel zum dritten Mal das eine Kapitel durchlese und dabei wieder neue Wörter und deren Definition in Google eingebe.
Oder wenn ich an der Einsendeaufgabe sitze und mir mein Mann erklärt, meine tolle Grafik, an der ich 3 Stunden saß, sieht viel zu bunt für eine wissenschaftliche Arbeit aus. Dabei möchte ich mit dieser bunten Grafik eigentlich den furztrockenen Text, den ich mühevoll zusammen getippt habe, auflockern. Tja.
Und dann kommen eben wieder diese Zweifel. Bin ich dem ganzen Zeug gewachsen? Bekommen die Kinder noch genug „Mama“ ab? Was, wenn ich diese Kurse verkacke?
Da kann man noch so viel an seinem Selbstwert arbeiten. Das Teufelchen mit der Stimme der Vergangenheit hockt munter fröhlich auf der Schulter, reibt sich die Hände und flüstert gemeine Dinge ins Ohr.
Lernzeiten sind Zeiten der Prokrastination
Glaubst du nicht? Naja, ich tippe hier gerade einen Blogbeitrag, statt zu lernen. Und ich koche und backe in letzter Zeit viel. Statt zu lernen. Aber die Kinder haben auch Ferien, sage ich mir zumindest manchmal, um mein Gewissen zu beruhigen.
Außerdem ist das Haus neuerdings sehr sauber und aufgeräumt. Sogar das Wäsche waschen, was bisher eigentlich immer Manuels Aufgabe war, habe ich jetzt wieder übernommen. Es muss halt auch ordentlich sein, damit ich mich wohlfühle und lernen kann.
Manchmal sitze ich auch einfach eine halbe Stunde am Laptop, scrolle durch die Gegend und kann mich erst dann wirklich aufraffen, mich bewusst an meinen Lernstoff zu setzen. Dafür muss ich aber auch alle „Störquellen“ eliminieren. (Nein, damit sind nicht die Kinder gemeint 😛 ) Das heißt, Handy außer Reichweite, sämtliche Social Mediakanäle zu und auch die Blogseiten schließen. Fällt mir gar nicht so leicht.
Effektive Lernzeit – ein ehrlicher Einblick
Tagsüber läuft es ja meist so, dass ich alle 10-15 Minuten spätestens unterbrochen werde. Das eine Kind hat Hunger, dem nächsten ist langweilig. Dann soll ich bitte die Windel wechseln und nebenbei noch Obst aufschneiden. Auch und das Mamataxi wird auch fleißig verlangt. Sommerferien auf dem Land eben.
Das wird sich aber mit Schulstart auch wieder ändern, denn dann ist nur noch das kleine Mädchen daheim, das dann hoffentlich einen langen Mittagsschlaf hält. Und ab mittags kommen dann die anderen dazu – je nachdem, wie der Stundenplan ausfällt.
Jetzt aktuell stehe ich zwischen 5 und 6 auf, verbringe den Vormittag mit Essen vorbereiten, Haushalt, Spaziergängen und Ausflügen mit den Kindern. Der Mittagsschlaf ist meine Zeit für mich. In der Zeit blogge ich, lese meine Studienbriefe, schreibe an der Einsendeaufgabe oder zocke ne Runde Hearthstone, um etwas Me-Time zu haben. Die Kinder zocken derweil an der X-Box oder über die Tablets oder gehen zu Freund*innen.
Wenn Manuel mit dem Keks aus der Kita kommt, gönnen wir uns meist eine halbe Stunde zu zweit und dann wird abgearbeitet, was sein muss. Gestern zum Beispiel musste der Frosch zum ersten Fußballtraining im neuen Team, das Auto in die Werkstatt und nebenbei eine Tüte von #toogoodtogo abgeholt werden.
Dann ist auch schon bald Bettzeit für die beiden Kleinsten. Und wenn ich dann nicht mit meiner Lieblingsnachbarin spazieren gehe, dann sitze ich wieder am Lernstoff. Diesmal bewusst, weil ich abends einfach mehr Ruhe habe.
Bin ich Beifahrerin bei Ausflügen oder Einkäufen, habe ich das Tablet dabei und lerne derweil darüber. Lustigerweise kann ich mich im Auto mit Hintergrundgeräuschen weit besser konzentrieren, als wenn ich daheim Kinderstimmen und Radio höre.
Effektiv komme ich über den Tag verteilt immer auf mindestens 2,5-3 Stunden. Da sind aber sämtliche Kinderunterbrechungen oder eigene Ablenkungen schon abgezogen. Und das finde ich gar nicht so wenig dafür, dass ich hier nebenbei 6 Kinder, unseren Haushalt und eben auch meine Selbstständigkeit manage.
Klar gibt es immer mal wieder Tage, an denen ist es weniger, aber es gibt auch Tage, da ist es weit mehr. Und noch bin ich vollkommen im Rahmen mit dem Stoff und wie weit ich sein sollte – auch wenn ich gern schon viel weiter wäre. Aber da wären wir wieder bei meiner Anspruchshaltung, die nicht mit meinem Zeitmanagement übereinstimmt.
Mama studiert – Kindermeinungen
Ich dachte mir, das könnte vielleicht auch mal interessant sein, wobei es ja mittlerweile gar nicht mehr so ungewöhnlich ist, wenn ein Elter noch ne Ausbildung anhängt oder anfängt, wenn die Kinder schon größer sind.
Die Große findet es seltsam aber cool. Am liebsten würde sie direkt mit mir anfangen zu lernen und fragt mich ganz oft Dinge, die mit meinem aktuellen Kurs zu tun haben, um ihr Wissen zu erweitern. Ich glaube, es ist recht spannend für sie, mich mal in einer anderen Rolle als der Mama mit den Blogs zu erleben. Die Prinzessin nimmt das einfach so hin und versucht, mich zu unterstützen, indem sie in letzter Zeit ganz viel mit ihren kleinsten Geschwistern unternimmt, damit diese beschäftigt sind.
Gerade für die drei Jungs ist es eine große Umstellung. Wenn ich an einem Text sitze und konzentriert arbeite, möchte ich nicht gestört werden. Dass sie nun bewusst warten müssen, weil in dem Fall meine Bedürfnisse über ihre gelegt werden, ist für sie neu. Und oftmals auch richtig doof. Aber es ist was es ist oder wie war das?
Und die kleinsten beiden, die wachsen da rein. Die kennen das nun auch eigentlich nicht großartig anders. Der Keks geht in die Kita, für den ändert sich nix. Das Babymädchen schläft, wenn ich lerne, da ist auch kaum Umstellung.
Mein Fazit nach zwei Monaten Studieren mit Kind
Ja, was soll ich sagen? Das Studium macht Spaß, keine Frage. Aber wissenschaftliche Texte, die ich auch 3 Sätze runterbrechen kann, über mehrere Seiten auszuschmücken, ist mühsam und manchmal fühle ich mich auch ehrlich gesagt ein wenig überfordert. Ich weiß, dass ich es kann, wenn ich mich rein knie, aber die Prägung der Vergangenheit wird man nicht so leicht los.
Ich werde mir auf jeden Fall für die Schulzeit der Kinder einen Stundenplan schreiben. Klingt doof, ist aber effektiv. Die fixe Struktur fehlt mir nämlich gerade. Ein Plan sind für mich starre Termine mit Wiederholung, was ja auch der neuen Gewohnheit zugute kommen sollte, was zu tun.
Und es tut so gut – auch nach zwei Monaten noch – das Hirn mit Dingen zu füttern, die nichts mit Windelinhalten, Schlafgewohnheiten oder Kinder oder neuen Sprüchen aus der Kita zu tun haben.
Jedenfalls, ich bleib dabei: Die Entscheidung fürs Studieren mit Kind(ern) war absolut richtig. Es ist einfach was nur für mich. Für meinen Kopf, für mein Seelenheil, um mir selbst zu zeigen, ich kriege das hin.
Herzlichst, die Julie
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