Und täglich grüßt die Hausaufgabe
Wie jeden Tag trödelt sie. Sie trödelt beim Nachhause laufen, sie trödelt beim Essen und sie trödelt, wenn sie ihre Hausaufgaben auf den Tisch legen soll. Manchmal hat sie alles dabei, manchmal vergisst sie – natürlich aus Versehen – ihr Hausaufgabenheft in der Schule, manchmal hat sie es dabei, dafür fehlt die Hausaufgabe selbst.
Täglich das selbe Spiel
Mein Kind sagt, sie mag die Hausaufgabe, aber sie hasst es zu lernen. Eine gute Kombination, oder? Deswegen sitzen wir oft da und sie starrt Löcher in die Luft, während ich versuche, sie zu animieren. Oder sie lässt sich vom dicken Kater ablenken. Oder sie malt auf ihren Blättern, statt sie auszufüllen.
Manchmal reagiere ich ruhig, manchmal ignoriere ich einfach, dass nichts voran geht. Manchmal greife ich ihr unter die Arme und biete Lösungswege an. Und manchmal, ja manchmal verlasse ich das Zimmer, weil ich weiß, ich würde sonst ungerecht und laut werden.
Es macht mich wütend. Es macht mich unheimlich wütend, dass dieses eigentlich wundervolle Mädchen so oft ihre, aber auch meine Lebenszeit so sinnlos verplempert und wir die Hausaufgaben bis zum bitteren Ende aussitzen müssen. Denn dumm ist sie gewiss nicht. Nur einfach unheimlich verträumt und stur zugleich.
Stunde um Stunde sitzen wir an Aufgaben, die eigentlich keine 30 Minuten in Anspruch genommen hätten. Tag um Tag wird diskutiert, ob die Sachen wirklich erledigt werden sollen.
Ab und an streike ich und packe ihre Hausaufgaben unerledigt in ihren Schulranzen. Es bringt ja weder ihr noch mir etwas, wenn wir uns die Nerven so daran aufreiben. Am nächsten Tag klappen die gleichen Blätter vielleicht besser.
Es geht auch anders
Manchmal hat sie richtig gute Tage. Und manchmal habe ich richtig gute Tage. Wenn die guten Tage von uns beiden aufeinander fallen, läuft es seltsamerweise richtig rund. Sie trödelt nicht und lacht. Sie braucht keine zwei Stunden für zehn Rechenaufgaben, sondern nur zehn Minuten. Sie liest freiwillig und ohne Bestechung 15 Minuten laut vor und ich muss keine verschmierten Zeilen heraus radieren.
Manchmal freut sie sich sogar darauf, Blätter zu bearbeiten und etwas neues zu lernen. Ja, manchmal hat sie Spaß daran.
Wochenplan statt Hausaufgabe
Seit diesem Jahr gibt es keine klassischen Hausaufgaben mehr. Es gibt einen Wochenplan für Zuhause. Der Druck ist raus, dass etwas bis zum Folgetag erledigt werden muss. Und was macht mein Kind? Sie schleppt die ersten drei Tage alles an, setzt sich hin und macht es freiwillig. Ohne Murren. Ohne Meckern. Na gut, sie trödelt noch immer auf dem Nachhauseweg. Und sie trödelt noch immer beim Essen. Auch bei den Hausaufgaben trödelt sie. Aber es wird alles erledigt, weil sie selbst zum Ziel hat, danach „frei“ zu haben.
Und ich finde es gut! Ich bin hellauf begeistert, denn es läuft entspannter. Sehr viel entspannter sogar. Gleichzeitig lernt sie, selbstverantwortlich zu arbeiten und ein Wohlfühltempo für sich zu finden.
Was die Umbenennung von Hausaufgabe zu Wochenplan doch ausmacht. Jetzt müssen wir nur noch auf Holz klopfen und hoffen, es bleibt dabei.