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Mama, ich esse kein Tier mehr!

Seit die Prinzessin in die Schule geht, ist sie nachdenklicher geworden. Sie philosophiert über das Leben, ihr Verhältnis zu uns Eltern und ihren Geschwistern und über die gesamte Umwelt. Man merkt richtig, dass sich da ein Rädchen in ihrem Kopf gedreht hat und die Gedankengänge nun weitreichender sind. Auch über das Tierwohl denkt sie nun schon länger nach, was vielleicht damit zu tun hat, dass sie Tierärztin werden und damit auch Tierleben schützen will. Beim Gedanken daran, dass unser dicker Tiger oder die drei Hoppels irgendwann nicht mehr da sein werden, wird sie immer sehr traurig und still, auch wenn sie weiß, sie haben hier ein tolles Leben.

In letzter Zeit saß sie immer öfter am Tisch und fragte „Mama? Aus was ist die Wurst? Aus welchem Tier?“ und ich erklärte ihr, dass hierfür eine Pute sterben musste, damit wir den Aufschnitt haben. Oder auch, dass das Schwein geschlachtet wurde, damit der Schinken auf der Pizza liegen kann.

Neulich kam die Prinzessin dann aus der Schule, saß vor ihrem Teller, stocherte darin herum und sagte „Mama, ab heute esse ich kein Tier mehr. Bis ich erwachsen bin. Denn Tiere sind auch Lebewesen mit Gefühlen und einer Seele!“.

Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit. War sie doch bisher immer diejenige, die auf selbstgemachte Burger und Salamibrote bestand, obwohl wir keinen Hehl daraus gemacht hatten, dass dafür ein Tier sterben musste. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto mutiger und stärker fand ich ihre Entscheidung. Denn irgendwo hat sie schon recht. Wir züchten Tiere, um sie dann zu töten, nur weil wir sie essen wollen. Und obwohl wir sehr auf die Herkunft und Haltung achten und es selten Fleisch gibt, ist es dennoch das Töten eines Lebewesens.

Auch mich hat die Maus damit bewegt. Bisher esse ich nämlich Fleisch. Zwar meist mit schlechtem Gewissen, weil eben genau ihre Gedanken auch in meinem Kopf spuken. Aber es landet dennoch in meinem Magen. Da ist dieses kleine Wesen so viel mutiger und standhafter als ich. So viel stärker.

Außerdem ist eine vegetarische Ernährung fürs Gewissen besser. Für ihres und meins. Und für den Geldbeutel auch, wenn man stark auf das Leben des Tieres, bevor es zum Schnitzel wurde, achtet.

Ich weiß nicht, ob es eine Phase ist. Oder von Dauer. Aber ich finde es gut und ziehe mit. Die meisten Gerichte, die ich gern koche, sind eh ohne Fleisch. Andere kann man ganz einfach abändern oder variieren. Ausgewogene vegetarische Ernährung bedeutet nämlich nicht, dass man nur an Salatblättern knabbert und sich Nudeln mit Ketchup zu Gemüte führt. Die anderen vier hier dürfen aber weiterhin, wenn auch selten, liebevoll aufgewachsenes Tier essen. Das ist dem Herzmann nämlich wichtig. Wenn schon Tier, dann bis zum Tod in Würde leben.

Seit die Prinzessin diesen Satz gesagt hat, hat sie übrigens wirklich kein Fleisch mehr angerührt. Ein Gummibärchen der Oma wanderte noch in ihren Mund. Aber das war’s auch. Heute früh stand sie dann vor mir und bat mich „Bitte kein Wurstbrot und auch kein Wienerle, Mama. Aber mit einem Butterbrot mit Senf wäre ich einverstanden. Das schmeckt nämlich superlecker!“.

Und das ist doch vollkommen okay oder? Ich finde, es gibt weit Anstrengenderes als ein Kind, das bewusst auf Fleisch verzichtet, dafür aber gern Gemüse und Obst isst. Komplette Essensverweigerer, sobald etwas auch nur den Hauch von „es könnte gesund sein“ versprüht, zum Beispiel.

Aber ehrlich, ich bin stolz auf die Maus. Darauf, dass sie so reflektiert ihre Entscheidung getroffen hat. Dass sie hinter ihrer Aussage steht und sich auch mit sechs Jahren schon so für ihre Umwelt und die Tiere einsetzt. Ganz ohne Doku oder abschreckende Bilder. Weil sie das möchte.

Von ihr können sich einige eine Scheibe abschneiden. Auch ich. Mein mutiges kleines Mädchen. Ich hoffe, sie bleibt ihrer Linie treu und (er-)lebt weiterhin so bewusst. Und ich bin mir sicher, die Empathie wird ihr Türen öffnen, statt sie zu hemmen. Ganz sicher sogar!

Die Julie

 

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3 Kommentare

  • Dahi Tamara

    Vegetarische oder gar vegane Ernährung bei Kindern geht! Wenn man manches beachtet. Ein Schüler von mir ist seit der frühen Kindheit vegetarisch erzogen worden und man bemerkt bei ihm keinerlei Mangelerscheinungen. Ich glaube sowieso, dass der Gedanke, dass das ungesund bei Kindern ist, total überholt ist.

    Liebe Grüße
    Dahi von strangeness-and-charms.com

  • Birgit

    Finde ich super, dass dein Mädchen so reflektiert an die Sache rangeht.
    Mein Freund und ich sind auch beide Vegetarier und ernten dafür nicht immer Verständnis aus der Umgebung. 😉 Aber wofür hat man zwei Ohren…

    Alles Liebe euch!

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