Tschüss Windel // Der Frosch ist jetzt unten ohne
Ich habe jetzt fast neun Jahre – N E U N – durchgängig gewickelt. Fast 9 Jahre war die Windel in der Handtasche mein stetiger Begleiter. Windeln und Feuchttücher gehörten zu meinem Leben wie die Sonne zum Sommer und Äpfel an den Apfelbaum. Nicht wegzudenken. Und doch bin ich jetzt frei. Wir sind frei. Es gibt (fast) keine Windeln mehr, kein Wickeln auf der Autorückbank, keine braune Ladung vom Hintern kratzen mehr. Der Frosch geht aufs Klo. Ganz freiwillig. Wie es dazu kam, dass dieser kleine Mann mit knapp drei Jahren auf die Windel verzichten und windelfrei sein wollte, das mag ich nun erzählen.
„Mama, ich muss mal!“
In den letzten Monaten und Wochen haben wir, also der Herzmann und ich, immer mehr gesehen, dass der Frosch merkt, wenn sich das ein oder andere Geschäft ankündigt. Er stellte sich dann abseits zum Geschehen und schaute angestrengt. Daraufhin boten wir ihm immer mal wieder das Töpfchen an. Da das Töpfchen bei ihm aber mit negativen Gefühlen verbunden wird (er hatte vor geraumer Zeit ziemliche Probleme mit dem Stuhl und nur auf dem Töpfchen ging es mit Bauchschmerzen heraus), wollte er da gar nicht drauf. Das war vollkommen okay.
Irgendwann kündigte er vorher an, dass er das kleine oder große Geschäft verrichten muss, wollte aber an der Windel festhalten. Klar, es ist ja auch bequemer. Es läuft da einfach rein, man kann weiterspielen, kein Händewaschen, kein Abspülen, kein Handschnuppertest von Mama. Er wusste ja, was auf ihn zukommt, wenn er sich von seiner Babybüx trennt.
Ein Nacktpopo erobert den Garten.
Und dann stiegen die Temperaturen an. Das Planschbecken wurde aufgestellt, der Rasensprenger in die Erde gesteckt und die Windel einfach weggelassen. Erst fand er es total komisch und musste sich untersuchen. Klar, da baumelt was, was sonst nur Freigang hat, wenn man in der Badewanne sitzt oder sich weigert, sich anziehen zu lassen. 😀 Und dann fand er es cool, breitbeinig irgendwo im Garten zu stehen und es laufen zu lassen. Natürlich gab es auch solche Momente, in denen ich innerlich die Augen verdrehte und mich fragte, ob ich den ganzen Schmarrn noch möchte. Zum Beispiel, als ich braune Häufchen in der Wiese aufsammeln durfte oder er zwischendurch Durchfall hatte. Der Gartenschlauch war mein treuer Freund. Aber so bekam er immer mehr ein Gefühl, wie er seinen Körper bewusst steuern kann und „goss“ dann immer wieder seine Lieblingsblümchen.
Ich kann nur jedem raten, wenn die Temperaturen steigen und man die Möglichkeit hat, einen kleinen Nacktflitzer durch den Garten rennen zu lassen, das ausgiebig zu nutzen. Kinder erfahren dadurch so viel über ihren Körper und dessen Steuerung.
Neue Rituale für den Frosch
Irgendwann stand dieser kleine Mann dann in der Toilette und reichte dem Zwerg das Klopapier. Selbst wollte er sich nicht darauf setzen – musste er auch nicht. Aber, als ich ihm dann für den Mittagsschlaf die Windel über den Po ziehen wollte, weigerte er sich. Er wollte sie einfach nicht mehr. Also erklärte ich ihm, dass er ohne Windel schlafen darf, wenn er vorher auf dem Klo oder dem Töpfchen bieseln geht. Das schien ihm einzuleuchten, denn eine leere Blase macht eben kein nasses Bett. Also holte er sich wie selbstverständlich den Hocker vom großen Bruder, setzte sich aufs Klo und freute sich des Lebens, dass es plätscherte.
Das lief etwa 2-3 Wochen so. Zwischendrin gab es immer mal wieder den ein oder anderen Tag, an dem er auf die Windel zurückgriff, ohne das wir das groß thematisiert haben. Aber im Endeffekt hat er sich so selbst dazu entschieden, wenn er nicht gerade nackig durch den Garten fetzte, dass er zumindest vor dem Mittagsschlaf aufs Klo gehen sollte.
Unterhosen und ein neuer Abschnitt
Klar, dass ich den Frosch nicht unten ohne zum Einkauf mitnehmen wollte und konnte. Und auch, wenn wir die Mädels zur Schule begleiteten, wäre es ein wenig …. ähm …. seltsam gewesen, hätte er ein Shirt, aber unten nix angehabt. Also suchten wir die Kisten mit alter Kleidung vom Zwerg durch und fanden totaaaal coole Unterhosen mit Dinos und Minions und Autos. Die fand der Frosch direkt voll toll und schlüpfte in eine, als er sie erblickte. Seitdem geht er aufs Klo. Manchmal auf Nachfrage, manchmal, weil ich ihn bitte, weil wir alle, bevor wir losgehen noch einmal das stille Örtchen aufsuchen. Und manchmal, weil er es selbst merkt und zielstrebig in Richtung Toilette wandert.
Ich würde lügen, würde ich erzählen, es lief alles glatt. Die Umweltbewussten werden nun aufschreien, aber es landete dann doch die ein oder andere Unterhose im Müll. Warum im Müll? Nunja, wenn man sich selbst fast übergeben muss, weil der Inhalt des Darms komplett alles eingesaut hat und man das beim besten Willen nicht auswaschen kann/möchte, dann muss eben eine Unterhose daran glauben. Und auch so kam es noch ein paar Male vor, dass der Frosch einfach zu spät zum Pipi machen gelaufen ist und die Hose dann klitschnass an seinen Beinchen klebte.
Aber im Großen und Ganzen haben wir die Windel fast komplett hinter uns. Sogar nachts klappt es. Und ein wenig bin ich ja schon stolz. Eigentlich sehr. Ohne Drill, ohne Töpfchentraining. Dafür mit viel Geduld, einem Gartenschlauch und einer Prise Humor. Ab und an verlangt er noch danach, wenn es ins Bett geht, doch das ist okay. Er ist eben noch klein und erst 2. Ich bin absolut zuversichtlich, dass sich das auch über kurz oder lang geben wird. Ohne Stress und ohne Druck.
Ich bin windelfrei, nach fast 9 Jahren!
Und die übrigen Feuchttücher? Die eignen sich übrigens perfekt zum Putzen. 😀
Herzlichst, die Julie
Möchtest du bei den Kinderthemen weiterstöbern? Oder willst du wissen, was mir sonst im Kopf herum spukt? Außerdem findest du in der DIY-Ecke einige easy Basteltipps.
4 Kommentare
Jessica
Wir sind auch gerade in der Phase des Nackt-Herumlaufens. Aber eben auch nur zu Hause. Wenn wir unterwegs sind, dann wickele ich zur Sicherheit doch noch… Aber es wird! Geduld ist angesagt!
Und übrigens: auch bei uns ist schon ein Höschen im Müll gelandet. Es ist wie es ist
puddingklecks
Liebe Jessica,
danke für deinen Kommentar. Toll, dass du deinem Kind die Möglichkeit gibst, das Tempo selbst zu bestimmen. So braucht es vielleicht ein wenig länger, aber ist ohne negative Assoziationen und Druck genauso die Windel los.
Dass ich gerade Unterhöschennachschub besorgt habe, brauche ich wohl nicht zu erwähnen…. 😀
Liebe Grüße
Dumbel
Liebe Julie,
Wie macht ihr das nachts? Kommt einfach nichts oder geht euer Kleiner allein oder mit euch?
Unsere Große geht aufs Töpfchen, seit sie 9 Monate ist, erst mit Kleidung zum Lesen (man scheint da sehr bequem zu sitzen) und dann motivierte sie hauptsächlich das Geräusch ??♀️ Mir war das Ganze recht egal, sie ist auch erst 2 1/2, aber seit einer Weile ist sie tagsüber trocken. Ich finde das eigentlich recht früh, daher bin ich am Grübeln, wie das nachts gehen soll. Beim Mittagsschlaf wird sie vom Pipi wach (meist rechtzeitig, manchmal nicht).
Liebe Grüße
Julia (@Dumbel)
Julie
Hallo Julia,
wir haben ihn selbst entscheiden lassen. Er und ich hatten den Pakt, dass wir die Windel weglassen, sobald sie nachts 3x am Stück trocken bleibt. Er hat bestimmt, nicht wir. Aber das war bei allen Kindern so. Über kurz oder lang klappt das ganz ohne Druck oder Töpfchentraining.
Liebe Grüße